Klarissen-Kapuzinerinnen in Assisi: Dieser Papst rückt Arme ins Zentrum
Am Nachmittag besuchte
Franziskus das Grab der Heiligen Klara von Assisi und sprach mit der dort angesiedelten
Klarissengemeinschaft. Weitere andere kontemplative Nonnen in Assisi betrachteten
die Begegnung von ihrer Klausur aus im Fernsehen, so wie etwa die deutschen Klarissen-Kapuzinerinnen.
Stefan Kempis besuchte sie in ihrem Kloster und sprach mit zwei von ihnen, Schwester
Maria Magdalena und Schwester Maria Angela:
Was ist aus der Klausur heraus
Ihr Eindruck von diesem Papstbesuch in Assisi?
„Obwohl wir in Klausur
leben, erleben wir alles mit. Die Atmosphäre ist einmalig, auch in der Klausur. Wir
verfolgen den Papstbesuch soweit es geht, im Fernsehen mit und wir gehen im Geiste
mit dem Heiligen Vater überall hin.“
Haben Sie den Besuch von Papst Franziskus
hier in Assisi im Gebet vorbereitet?
„Wir haben ihn natürlich von Anfang
an im Gebet begleitet und auch jetzt besonders für seine Ankunft bei uns, mit Gebet
und Begeisterung, alles miteinander.“
Was ist Ihnen denn im Gedächtnis geblieben,
von dem, was Papst Franziskus bisher gesagt hat in Assisi, vor allem während der Messe
in der Predigt?
„Wir haben die Heilige Messe so weit es ging mitverfolgt,
aber wir werden alles noch einmal viel mehr nachbereiten, vor allem auch bei der Tischlesung,
dass wir es noch einmal nachlesen. Uns beeindruckt immer wieder, wie Papst Franziskus
die heilige Armut betont, weil das auch unser Leben ist. Wir bemühen uns auch, das
ganz bewusst zu leben und immer wieder kleine, spezielle Gesten zu machen.“
„Grade
auch wie Franziskus die Armen einbindet, finden wir sehr schön. Sie sind ausgestoßen
aus der Gesellschaft und Dank dem jetzigen Papst Franziskus kommen sie ins Zentrum.
Ich glaube, es ist sehr wichtig, dass die Welt so auch die Augen geöffnet bekommt.
Nicht nur große Reden, sondern wirklich auch einmal Taten folgen lassen. Ich finde
das so schön.“
Bei der Messe heute morgen war sehr viel vom heiligen Franziskus,
die Rede, aber gar nicht von der heiligen Klara und den anderen Heiligen die mit Assisi
in Kontakt stehen. Ist das etwas Franz von Assisi-lastig? Und ist das möglicherweise
eine generelle Gefahr hier in Assisi?
„Nein, das denke ich nicht. Aber
heute ist ja schließlich sein Festtag, da ist es ganz normal, dass er im Zentrum steht,
Grade auch, weil der Papst ja seinen Namen trägt. Ich denke, jeder Heilige hat seinen
Festtag und den soll man auch wirklich feiern.“
Franziskus und Benedikt:
Kontinuität, aber jeder hat sein Charisma Benedikt XVI. war ja auch zwei
Mal in Assisi, zuletzt zum Friedensgebet der Religionen vor zwei Jahren. Wie sehen
Sie hier aus der Klausur heraus die Unterschiede - oder ist das schwer festzustellen?
„Papst
Benedikt hat für uns einfach eine ganz große Bedeutung, weil wir ihn persönlich kennen.
Er war damals öfter als Kardinal hier und 2007 hat er direkt gesagt, er möchte uns
treffen. Dann hat er uns eingeladen und wir durften ihm ganz persönlich begegnen,
das war einfach das größte Erlebnis aller Zeiten. Als er dann zurückgetreten ist,
was das wirklich für viele von uns ein Schmerz. Aber jetzt haben wir den neuen heiligen
Vater auch total lieb gewonnen. Jeder hat sein Charisma und jeder hat seine Art.“
Franziskus
ist ein sehr spontaner Pontifex, er könnte auch hier bei Ihnen auf einmal vor der
Tür stehen. Was würden Sie ihm sagen?
„Wir haben unter uns schon darüber
geredet und gelacht, dass es sein könnte, dass er einfach bei uns läutet und mit unseren
Armen essen möchte. Bei uns kommen auch Arme zum Essen. Da haben wir gesagt: ,und
dann läutet der Papst und isst mit unseren Armen bei uns.’ Was würden wir ihm sagen?
Ich glaube, wenn man vor dem Papst steht, ist man zunächst mal einfach sprachlos.
Ich persönlich schon. Ich durfte Papst Johannes Paul II. begegnen, da war ich erst
einmal sprachlos. Es ist eine Begegnung mit dem Stellvertreter Christi. Das ist so
ein intensiver Moment. Das braucht auch nicht so viele Worte. Die Begegnung mit dem
Stellvertreter Christi ist so wichtig. Wichtig ist auch die Kontinuität, die ist jetzt
auch so spürbar, von Papst Benedikt jetzt zu Franziskus, es könnte eigentlich auch
Papst Benedikt der Messe vorgestanden haben. Es ist kein Bruch, sondern Kontinuität.“