Vatikan: Der „Monsignore-Stopp“ in historischer Brechung
Papst Franziskus hat
in seiner gut sechs Monate währenden Amtszeit einige vatikanische Bräuche ausgesetzt,
die bisher gang und gäbe waren. Wir beschäftigen uns heute mit den päpstlichen Ehrentiteln.
Franziskus hat nämlich die Verleihung solcher Ehrentitel scheinbar vorerst auf Eis
gelegt, vielleicht auch mit Blick auf Vorschläge der acht Kardinäle. Ist das das Aus
für die „Monsignori“ – so die Anrede für die derart ausgezeichneten Prälaten? Jedenfalls:
Der Papst wünscht in der Frage der Ehrentitel für Priester möglicherweise eine Neuorientierung,
analysiert der Kirchenhistoriker Ulrich Nersinger:
„Es ist mit der Zeit
ein gewisser Automatismus eingetreten. Wer vier oder fünf Jahre an der Kurie gearbeitet
hatte, erhielt einen solchen Titel: Zunächst den Kaplan seiner Heiligkeit, dann den
Ehrenprälaten, und wenn er sich besonders ausgezeichnet hat, den überzähligen Apostolischen
Protonotar. Da ist ein Automatismus eingetreten, der ungut war. Solche Titel sollte
man mehr nach den Verdiensten verleihen, vielleicht auch stärker an Leute außerhalb
der Kurie, die wirklich etwas Außergewöhnliches geleistet haben.“
Allein
in den Ländern deutscher Sprache gibt es viele hundert „Ehrenprälaten seiner Heiligkeit“,
die korrekt mit „Monsignore“ angesprochen werden. Bis zur Kurienreform unter Paul
VI. bestand der Brauch, päpstliche Ehrentitel quasi mit Ablaufdatum zu versehen.
„Einen
Großteil der Titel hat man nur für die Dauer des Pontifikates verliehen. Wer unter
Papst Benedikt Monsignore wurde, oder besser gesagt Kaplan Seiner Heiligkeit oder
Ehrenprälat, denn Monsignore ist kein Titel, sondern die Anrede, der bekam diesen
Titel nur für dieses Pontifikat, und mit dem Tod des jeweiligen Papstes erlosch der
Titel. Es bestand die Möglichkeit ein Ansuchen zu stellen, dass im nächsten Pontifikat
der Titel bekräftigt wird, aber das war im Belieben des neuen Papstes oder besser
gesagt des Staatssekretariats gestellt. Das war vernünftiger als die Handhabung dieser
Sache in den vergangenen Jahrzehnten.“
Der vorläufige „Monsignore-Stopp“
hat keine lauten Reaktionen unter Priestern hervorgerufen. Ein Murmeln aber doch.
„Es wird sich niemand großartig dazu äußern, aber es gibt eine Anzahl von
Leuten, denen das Probleme macht. Ich glaube schon, dass das ein großer Gesprächsstoff
innerhalb der Kurie ist und dass das auch dem Papst vermutlich Schwierigkeiten bereiten
könnte in der Ausübung seines Pontifikates. Es ist zwar alles sekundär, aber doch
etwas, was das Persönliche eines Mannes, der im Vatikan arbeitet, betrifft.“
Man
kann das durchaus verstehen: Auszeichnungen, wie Orden oder Titel, sind überall sonst
mindestens so gebräuchlich wie in der katholischen Kirche, etwa im Militär und im
Staatsdienst, erinnert Ulrich Nersinger.
„Ich denke nur an Österreich:
es gibt immer noch den Hofrat und den wirklichen Hofrat, den vortragenden Hofrat,
obwohl wir schon seit langem keine Monarchie mehr in Österreich haben. Das liegt vielleicht
in der menschlichen Natur, dass man für seine Arbeit eine gewisse Bestätigung braucht.
Und das muss auch nicht schlecht sein. Man darf nicht generell solche Titel abschaffen
oder im großen Bausch verurteilen, man muss sie vernünftig handhaben. Und dann kann
ich mir vorstellen, dass sie für eine Person auch ein Ansporn sein können, noch besser
zu arbeiten als bisher.“