Vatikan: „Identitäten für, nicht gegen etwas schaffen"
Der Päpstliche Rat
für Migranten hat die Papstbotschaft zum Welttag der Migranten an diesem Dienstag
der Presse vorgestellt. Einer der anwesenden Journalisten fragte bei dieser Gelegenheit
Kardinal Antonio Maria Vegliò, den Präsidenten des Rates, was aus vatikanischer Sicht
vom Tessiner Votum zur Burka zu halten sei. Das Stimmvolk des Kantons hatte am Sonntag
mit fast zwei Drittel Ja-Stimmen dem Verbot der islamischen Ganzkörperverschleierung
zugestimmt. Kardinal Vegliò:
„Das sind interne Fragen, Fragen der Sicherheit,
die keinen religiösen Gehalt haben. Dass die Stimmbürger die Burka nicht wollen, heißt
nicht, dass sie gegen den Islam sind.“
Die Gesellschaften seien heute
auf einer verstärkten Suche nach Identität, fügte Pater Gabriele Ferdinando Bentoglio
hinzu, der Untersekretär des Migrantenrates. Bentoglio sieht die Notwendigkeit einer
Art „innerer Abrüstung“ in Fragen der Identitätsfindung.
„Nicht nur die
katholische Kirche mit ihrer Soziallehre, sondern auch etwa Menschenrechtsorganisationen
sind davon überzeugt, dass man statt „starke Identitäten“ zu schaffen – in diesem
Fall, sich im Minarett oder in der Burka oder in anderen religiösen Zeichen wiederzuerkennen
– versuchen müsste, Identitäten „für“ etwas zu schaffen, und nicht Identitäten „gegen“
etwas. Nur das begünstigt die Begegnung und die gegenseitige Bereicherung der Völker.
So lange Bergfestungen und Verteidigungsanlagen bestehen, gibt es weder eine starke
noch eine schwache Identität, sondern bloß eine Identität „gegen“ etwas.“