2013-09-24 12:00:29

Papst: „Migranten sind keine Figuren auf dem Schachbrett der Menschheit"


RealAudioMP3 Papst Franziskus hat zu einem Haltungswandel der westlichen Welt gegenüber Migranten aufgerufen. Verteidigung und Angst, Desinteresse und Ausgrenzung dürften nicht länger den Umgang mit Flüchtlingen bestimmen, so der Papst in seiner Botschaft zum Welttag der Migranten, die am Dienstag veröffentlicht wurde. Allein eine „Kultur der Begegnung“, das Gegenstück zu einer „Wegwerf-Mentalität“ im Umgang mit Migranten, vermöge eine gerechtere und brüderlichere Welt aufzubauen, so der Papst. In einer Twitter-Botschaft fasste er seine Aussagen so zusammen: „Bitten wir den Herrn, ein Gespür dafür zu bekommen, das uns die Armen mit Verständnis und Liebe, ohne Berechnung und Furcht sehen lässt." Franziskus hatte seine erste Reise als Papst überhaupt auf die italienische Flüchtlings-Insel Lampedusa unternommen.

Der Welttag des Migranten und Flüchtlings wird am zweiten Sonntag nach Epiphanie begangen und fällt somit das nächste Mal auf den 19. Januar 2014. Papst Pius X. rief den Gedenktag 1914 ins Leben, sodass der nächste Migrantentag der 100. sein wird. Hier die Kernsätze der Botschaft von Papst Franziskus.

„Migranten und Flüchtlinge sind keine Figuren auf dem Schachbrett der Menschheit. Es geht um Kinder, Frauen und Männer, die aus verschiedenen Gründen ihre Häuser verlassen oder gezwungen sind, sie zu verlassen, Menschen, die den gleichen legitimen Wunsch haben, mehr zu lernen und mehr zu besitzen, vor allem aber mehr zu sein.

Die augenblicklichen Migrationsströme sind die umfassendsten Bewegungen von Menschen – wenn nicht von Völkern –, die es je gegeben hat. ... Die Wirklichkeit der Migrationen verlangt ... eine neue angemessene und wirksame Art der Handhabung, die vor allem eine internationale Zusammenarbeit und einen Geist tiefer Solidarität und ehrlichen Mitgefühls erfordert.

Eine gute Synergie kann für die Regierenden eine Ermutigung sein, den sozioökonomischen Ungleichgewichten und einer ungeregelten Globalisierung entgegenzutreten, die zu den Ursachen von Migrationen gehören, in denen die Menschen mehr Opfer als Protagonisten sind.

Nicht selten löst ... das Eintreffen von Migranten, Vertriebenen, Asylbewerbern und Flüchtlingen bei der örtlichen Bevölkerung Verdächtigungen und Feindseligkeiten aus. Es kommt die Angst auf, dass sich Umwälzungen in der sozialen Sicherheit ergeben, dass man Gefahr läuft, die eigene Identität und Kultur zu verlieren, dass auf dem Arbeitsmarkt die Konkurrenz geschürt wird oder sogar dass neue Faktoren von Kriminalität eindringen. Auf diesem Gebiet haben die sozialen Kommunikationsmittel eine sehr verantwortungsvolle Rolle: Ihre Aufgabe ist es nämlich, feste, eingebürgerte Vorurteile zu entlarven und korrekte Informationen zu bieten, wo es darum geht, den Fehler einiger öffentlich anzuklagen, aber auch, die Ehrlichkeit, Rechtschaffenheit und Seelengröße der Mehrheit zu beschreiben.

In diesem Punkt ist ein Wandel der Einstellung aller gegenüber den Migranten und Flüchtlingen notwendig; der Übergang von einer Haltung der Verteidigung und der Angst, des Desinteresses oder der Ausgrenzung – was letztlich genau der „Wegwerf-Mentalität“ entspricht – zu einer Einstellung, deren Basis die „Kultur der Begegnung“ ist. Diese allein vermag eine gerechtere und brüderlichere, eine bessere Welt aufzubauen.

In der Erfüllung des Auftrags Christi, „Geht zu allen Völkern und macht alle Menschen zu meinen Jüngern“, ist die Kirche berufen, das Volk Gottes zu sein, das alle Völker umfasst und allen Völkern das Evangelium verkündet, denn dem Gesicht eines jeden Menschen ist das Angesicht Christi eingeprägt!”

(rv 23.09.2013 gs)








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