2013-09-24 14:22:10

Benedikt XVI.: „Niemals habe ich versucht, Missbrauch zu vertuschen“


Der emeritierte Papst Benedikt XVI. hat den Vorwurf zurückgewiesen, er habe Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche bewusst verschwiegen. Es müsse alles getan werden, damit sich diese Fälle niemals wiederholten, schreibt Benedikt in einem Antwortbrief an den Mathematiker und bekennenden Atheisten Piergiorgio Odifreddi. Die römische Tageszeitung „La Repubblica“ veröffentlichte am Dienstag Auszüge aus dem Schreiben. „Niemals habe ich versucht, diese Dinge zu vertuschen“, betont Benedikt XVI. demnach. „Ich kann, wie Sie wissen, solche Vorfälle nur mit tiefer Bestürzung zur Kenntnis nehmen.“ Es sei auch kein wirklicher Trost zu wissen, dass Kindesmissbrauch im kirchlichen Raum nicht häufiger vorkomme als in anderen Teilen der Gesellschaft. Andererseits solle man vermeiden, diese „Abwege hartnäckig als spezifischen Unrat des Katholizismus“ darzustellen.

Wenn es „nicht zulässig“ sei, das Böse in der Kirche zu verschweigen, so dürfe man ebenso wenig über „die Lichtspur des Guten“ in der Kirche hinwegsehen. Dafür stünden Menschen wie Franz von Assisi und Mutter Teresa. Bis heute motiviere die christliche Botschaft die Gläubigen zu Werken der Nächstenliebe und der Gerechtigkeit.

In dem elfseitigen Schreiben weist das frühere Kirchenoberhaupt Vorwürfe gegen sein theologisches Werk zurück, die Odifreddi in seinem Buch „Caro Papa, ti scrivo“ (Lieber Papst, ich schreibe Dir) erhebt. Die Theologie ist nach Benedikts Worten kein bloßes Fantasieren, wie Odifreddi behauptet. Sie verbinde vielmehr die Religion mit der Vernunft. „Beide bedürfen einander.“ Andernfalls würden sowohl die Religion wie die Vernunft von „Krankheiten“ befallen.

Dem Mathematiker legt Benedikt XVI. nahe, sich intensiver mit der historischen Bibelexegese zu befassen. Odifreddis Behauptung, über den historischen Jesus sei kaum Gesichertes bekannt, „ist Ihrem Rang als Wissenschaftler nicht würdig“, schreibt der emeritierte Papst unumwunden. Er empfahl dem Mathematiker die Lektüre der vier Bände von Martin Hengel und Anna Maria Schwemer, ein „exzellentes Beispiel historischer Präzision“ und Information. Demgegenüber sei das, was Oddifreddi über Jesus sagte, ein „leichtsinniges Reden, das Sie nicht widerholen sollten“. Benedikt räumte gleichzeitig ein, in der Bibelauslegung seien auch „viele Dinge mangelhafter Qualität“ entstanden.

Der emeritierte Papst wirft Odifreddi vor, er wolle „Gott“ durch „die Natur“ ersetzen, definiere aber niemals, „wer oder was“ diese Natur für ihn sei. So erscheine die Natur als „eine irrationale Gottheit, die nichts erklärt“. In Oddifreddis Bild einer „mathematischen Religion“ kämen die fundamentalen Themen Freiheit, Liebe und das Böse gar nicht vor. Damit bleibe der Entwurf letztlich „leer“.

(rv/kna 23.09.2013 gs)








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