2013-09-23 12:23:52

Pakistan: Der tödlichste Angriff seit jeher


RealAudioMP3 81 Todesopfer haben die Bomben in einer Kirche in Nordwestpakistan gefordert: Der Angriff auf die Allerheiligenkirche in Peshawar am Sonntag war der tödlichste Angriff auf Christen in der Geschichte Pakistans. Mehrere Selbstmordattentäter hatten sich nach dem Gottesdienst in die Luft gesprengt, gerade als die Kirchgänger ins Freie strömten; neben den 81 Toten gibt es über 140 Verwundete zu beklagen. Eine örtliche Splittergruppe der Taliban hat sich zu dem Anschlag bekannt und weitere angekündigt.

„Zutiefst betroffen“ reagierte UNO-Generalsekretär Ban Ki-Moon. Papst Franziskus sagte während seines Besuches auf Sardinien: „In Pakistan haben Attentäter sich für Haß und Krieg entschieden. Das ist der falsche Weg, er führt nirgends hin! Nur der Weg des Friedens führt zu einer besseren Welt!“ In Pakistan gerät jetzt die Regierung in Erklärungsnot: Schließlich bemühte sie sich bislang um Friedensverhandlungen mit den Taliban. „Was für ein Dialog soll das denn sein? Frieden mit Menschen, die Tausende Unschuldige töten?“ Das sagte Paul Bhatti, Leiter des Verbands pakistanischer Minderheiten, ein Katholik. Sein Bruder, damals einziger christlicher Minister im Kabinett, ist 2011 von einem Islamisten ermordet worden. „Diese Terroristen haben keine Religion“, erklärte Regierungschef Nawaz Sharif.

Erzbischof Edgar Peña Parra ist Päpstlicher Nuntius in Islamabad. „Natürlich sind wir wirklich von tiefem Schmerz erfüllt“, sagt er uns telefonisch in einem Interview. „Das ist ja nur der letzte in einer ganzen Reihe von Angriffen auf unsere christliche Gemeinschaft. In so einem Moment stehen wir Christen alle zusammen, weil wir alle eine Minderheit im Land sind. Wieder einmal müssen wir erleben, wie unsere christliche Kirche in Pakistan leidet.“ Der Nuntius ist dem Papst dankbar für seinen Friedensappell. „Ich bitte darum, unsere Kirche in Pakistan nicht zu vergessen, die jeden Tag unter Diskriminierung und Angriffen leidet. Es scheint mir nötiger denn je, für den Frieden in der Welt zu beten.“

Drei Tage Staatstrauer

Vielerorts in Pakistan blockierten Christen am Sonntag Straßen, um gegen das Attentat zu protestieren. Auf einer der Haupt-Zufahrtsstraßen in die Hauptstadt zündeten Christen Autoreifen an und forderten lautstark mehr Schutz für die Minderheit im Land. Am Montag begann in Pakistan eine dreitägige Staatstrauer; christliche Schulen bleiben in den nächsten Tagen geschlossen. Auf Regierungsgebäuden in der Hauptstadt Islamabad wurde die Nationalflagge auf Halbmast gesetzt. Abgeordnete trugen schwarze Armbinden im Parlament. In mehreren Städten protestierten Christen auch am Montag gegen den Anschlag von Peshawar; in Islamabad blockierten 600 Demonstranten mehrere Stunden lang eine Schnellstraße. Weitere Kundgebungen gab es in Lahore, Karachi, Faisalabad und Peshawar.

Er habe die Christen dazu aufgerufen, jetzt Ruhe zu bewahren, sagt uns in einem Interview Minderheitensprecher Paul Bhatti; die Christen beteten, sie zeigten ihren Schmerz, und sie bäten die Regierung um ernsthafte Massnahmen zum Schutz der Minderheiten.Die Polizei hat mehr Schutz für christliche Gebäude in Peshawar angekündigt; beim Attentat vom Sonntag ist auch ein Polizist, der zum Schutz der Allerheiligenkirche abgestellt war, ums Leben gekommen. Christen sind nur eine kleine Minderheit in Pakistan; von den 180 Millionen Einwohnern sind 96 Prozent Muslime.

(rv 23.09.2013 sk)







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