Die Anzeichen für einen neuen Dialog zwischen dem Vatikan und der Kairoer al-Azhar-Universität
verdichten sich: Das arabische katholische Internetportal abouna.org veröffentlichte
am Mittwoch eine Mitteilung der islamischen Lehrstätte. Danach hat sich Papst Franziskus
in einer persönlichen Botschaft an den Großscheich der al-Azhar-Universität, Ahmed
al-Tayyeb, gewandt. In dem Text bekundet er den „Respekt des Vatikan vor dem Islam
und den Muslimen“. Es sollten alle Anstrengungen für „das gegenseitige Verständnis
zwischen Christen und Muslimen“ unternommen werden, um gemeinsam für eine friedliche
und gerechte Welt einzutreten. Das Schreiben sei al-Tayyeb am Dienstag vom Nuntius
in Ägypten, Erzbischof Jean-Paul Gobel, übergeben worden.
In der von al-Tayyeb
verfassten Entgegnung heißt es laut abouna.org, die al-Azhar stehe für den Respekt
zwischen allen Religionen, den Schutz der Menschenwürde und der hohen Werte, die im
Koran und der islamischen Sunna verankert seien. Die Muslime seien bereit „zur Zusammenarbeit
für das Wachstum der Gerechtigkeit und der Entwicklung unter den Völkern der Erde“.
Die
al-Azhar-Universität, eines der wichtigsten sunnitisch-theologischen Zentren, hatte
das Gespräch mit dem Vatikan abgebrochen, nachdem Papst Benedikt XVI. im Januar 2011
einen blutigen Anschlag auf die koptische Kathedrale in Kairo verurteilt und mehr
Religionsfreiheit in Ägypten fordert hatte. Nach der Wahl von Franziskus zum Papst
hatte die Universität ein Glückwunschschreiben gesandt. Außerdem signalisierte sie
ihre Bereitschaft zum Dialog, sofern das Kirchenoberhaupt den Islam als Religion des
Friedens würdige.