2013-09-19 14:29:25

Papst an Bischöfe: „Seid nahe am Volk und lebt, was ihr predigt“


RealAudioMP3 „Seid immer bei eurer Herde, verfallt nicht in Karrieresucht und fragt euch, ob ihr das, was ihr predigt, auch lebt“ – diese Ratschläge hat Papst Franziskus an diesem Donnerstag im Vatikan neuen Bischöfen gegeben. Anlass war eine Audienz für die Teilnehmer eines vatikanischen Seminars für neue Bischöfe, die in den vergangenen zwölf Monaten ernannt wurden. Aus Deutschland nahm der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer an dem Treffen teil, der im Dezember von Benedikt XVI. an die Spitze der bayerischen Diözese berufen wurde. Auf eine Predigt bei der Morgenmesse im Vatikan hatte Franziskus an diesem Donnerstag hingegen verzichtet. In seiner Ansprache rief der Papst die neuen Bischöfe immer wieder auf, sich selbst zu prüfen:

„Und jetzt fragt euch einmal: Ist die Tür verschlossen, oder ist es ein Empfang mit Güte und Hilfsbereitschaft, ist die Vaterschaft Gottes spürbar, so dass die Menschen verstehen, dass die Kirche wie eine gute Mutter ist, die einen immer aufnimmt und liebt?“

Das Amt des Bischofs sei ein Liebesdienst, betonte der Papst: Der Bischof müsse mit seiner Herde gehen, unter ihr sein, alle aufnehmen und begleiten. Er müsse Freude und Hoffnung, Schwierigkeiten und Leid mit den Gläubigen teilen, so wie ein Freund und Bruder, mehr aber noch wie ein Vater, der auch verstehen, helfen und Orientierung bieten kann.

„Seid Hirten mit dem ,Geruch der Schafe’, seid mitten unter dem Volk, so wie Jesus, der gute Hirte. Eure Präsenz ist nicht etwas untergeordnetes, nein, sie ist undenkbar wichtig! Seid da! Darum bittet auch das Volk selbst, das seinen Bischof neben sich sehen will, in seiner Nähe. (…) Verschließt euch nicht! Geht zu euren Gläubigen, auch an den Rändern eurer Bistümer und in alle ,Randgebiete der Existenz’, wo Leid, Einsamkeit und Erniedrigung der Menschen herrschen. Seelsorgliche Präsenz heißt: Mit dem Volk Gottes gehen: vor ihm, um den Weg zu zeigen, mitten unter ihm, um seine Einheit zu stärken und hinter ihm, um sicher zu stellen, dass keiner auf der Strecke bleibt, aber vor allem, um seinem Gespür für neue Wege zu folgen.“

Ein Bischof ist kein Büroleiter"

Der Papst warnte die Bischöfe zudem vor Karrieredenken, das wie ein Krebsgeschwür sei. Sie sollten sich mit ganzem Herzen ihrer Diözese widmen und nicht nach „Wechseln und Beförderungen“ trachten. Franziskus forderte die Bischöfe außerdem auf, verstärkt Präsenz in ihren Bistümern zu zeigen. Sie dürften ihre Diözese nur dann vorübergehend verlassen, wenn dies zwingend erforderlich sei. „Flughafen-Bischöfe“ seien ein Skandal, der verhindert werden müsse. Ebenso wichtig sei es für die Bischöfe, auch für die Priester in ihren Bistümern, da zu sein:

„Ich weiß nicht, ob es stimmt, aber ich habe in meinem Priesterleben (…) oft gehört: ,Ich habe den Bischof angerufen und sein Sekretär hat mir gesagt, dass er keine Zeit hat, mich zu empfangen – und zwar auf Monate.’ Ich weiß nicht, ob das stimmt, aber wenn ein Priester anruft, dann sollte doch am gleichen Tag oder spätestens am darauffolgenden ein Telefonat folgen: ,Ich habe es gehört, worum geht es? Jetzt kann ich dich nicht empfangen, aber schauen wir mal.’ Und dann sucht man einen gemeinsamen Termin. (…) Ich bitte euch. (...) Sonst ist der Bischof kein Vater, sondern ein Büroleiter! Denkt gut darüber nach!“

Lebt, was Ihr predigt"

Ebenfalls sollten sich die Bischöfe immer wieder der Frage stellen, ob sie das, was sie predigen, auch leben, so Franziskus:

„Das Evangelium verkündet man nicht nur mit Worten, sondern vor allem und ganz besonders durch das konkrete und gelebte Zeugnis, mit dem wir Lehrmeister und Erzieher unseres Volkes sind. Die Glaubensverkündigung verlangt von uns, dass wir das, was wir lehren, auch leben. Leben und Auftrag sind voneinander nicht zu trennen (vgl. Giovanni Paolo II, Pastores gregis, 31). Deshalb müssen wir uns jeden Tag fragen: Stimmt das, was ich lebe, mit dem, was ich lehre, überein?“
(rv/kna 19.09.2013 sta)









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