2013-09-19 12:28:24

Italien/Zentralafrika: Pakt für Frieden und Versöhnung


RealAudioMP3 Während in der Zentralafrikanischen Republik in diesen Wochen wieder die Gewalt um sich gegriffen hat, ist in Rom ein Bündnis für Frieden und Stabilität in dem Land geschlossen worden. Die römische Basisgemeinschaft Sant’Egidio trat in der Vergangenheit schon öfter als erfolgreicher Vermittler in internationalen Konfliktsituationen auf, zum Beispiel im Kontext des Bürgerkrieges in Mosambik. Dieses Mal hat sie dafür gesorgt, dass sich verschiedene gesellschaftliche Kräfte der Zentralafrikanischen Republik an einen Tisch gesetzt haben, um einen Pakt für nationale Versöhnung in dem Land zu schließen.

„Wir haben alle möglichen Vertreter des Landes eingeladen, des nationalen Übergangskomitees, der Regierung, der Zivilgesellschaft und der Religionen, um gemeinsam einen Ausweg aus der Krise zu suchen.“

Das erklärt Marco Impagliazzo, Präsident von Sant’Egidio, am Mikrofon von Radio Vatikan. Das in Rom unterzeichnete Abkommen soll zeitnah Präsident Michel Djotodia vorgelegt werden, der seit der Absetzung von Francois Bozizé die Landesführung innehat. Impagliazzo berichtet im Detail, worin der Pakt besteht:

„Er schreibt das Engagement fest, alle Gewalt zu beenden und der Zerstörung des privaten Besitzes und des Gemeingutes ein Ende zu setzen. Es geht um eine Verpflichtung aller politischen Kräfte, auch der Vertreter der Opposition, sowie der Vertreter der Zivilgesellschaft; es geht darum, dass staatliche Gewalt nur durch demokratische Mittel ausgeübt werden soll, und es geht um den Respekt gegenüber der Zivilbevölkerung.“

Die Menschen in dem Land leiden derzeit vor allem unter den nicht abreißenden Spannungen und einem Tauziehen um die Macht: Anhänger des gestürzten Präsidenten Francois Bozizé einerseits und der Seleka-Rebellen andererseits liefern sich blutige Kämpfe, immer wieder kommt es zu Plünderungen und Übergriffen auf die Zivilbevölkerung. Der Sant’Egidio-Präsident sieht jetzt die Zeit für einen Durchbruch gekommen:

„Allzu oft wurde in dem Land die Macht durch Putsche und Gewalt übernommen. Heute ist die Bevölkerung wirklich müde. Europäische Missionare, die in Zentralafrika arbeiten, sagen uns, dass die Lage einfach nur katastrophal ist: Plünderungen, Gewalt und Armut.“

Größte Herausforderung dürfte derzeit sein, die Seleka-Rebellen, die seit dem Sturz von Präsident Bozizé für Unsicherheit im Land sorgen, in ihre Schranken zu weisen. Der neue Präsident Michel Djotodia hat das Bündnis, mit dessen Hilfe er selbst an die Macht kam, vor kurzem offiziell aufgelöst – Radio Vatikan berichtete darüber. Ob sich die Rebellen aber in die Schranken weisen lassen, ist alles andere als sicher. Impagliazzos Kollege Mauro Garofalo von Sant’Egidio erklärt:

„Ein Teil des Rebellenbündnisses ist außer Kontrolle geraten. Das bedeutet, dass der Staat vor allem in den abgelegenen Gegenden teilweise oder ganz seine Funktion nicht ausüben kann, nämlich für öffentliche Ordnung zu sorgen.“

Bei dem von Sant’Egidio organisierten Treffen saßen auch Religionsvertreter mit am Tisch. Warum ist ihr Einsatz, um den Konflikt beizulegen, so wichtig? Dazu Sant’Egidio-Vertreter Garofalo:

„Es gibt da eine bestimmte Spannung, weil die neue Landesführung als ein Regime wahrgenommen wird, das ein Land islamisieren will, welches eigentlich überwiegend christlich ist. Der Minister, der die Delegation anführte, ist Christ. Die Tatsache, dass Christen auch unabhängig vom Präsidenten hier nach Rom kommen, um an der Versöhnung in ihrem Land zu arbeiten, ist ein gutes Zeichen.“

(rv 18.09.2013 pr)









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