Österreich: Alternativen zu Pflichtzölibat „nicht zu Ende gedacht“
Für einen differenzierten Umgang mit dem zuletzt viel diskutierten Thema Pflichtzölibat
für Priester hat sich der Grazer Diözesanbischof Egon Kapellari ausgesprochen. „Kein
für die Kirche besonders relevantes Thema darf mit einem Denk- oder Sprechtabu verbunden
sein“, räumte Kapellari bei der steirischen Pfarrerwoche auf Schloss Seggau ein. „Forderungen
nach Veränderungen wurden und werden aber in vielen Fällen nicht zu Ende gedacht.
Ihre undifferenzierte Erfüllung würde wahrscheinlich viel Schaden anrichten“, warnte
der Bischof bei der traditionellen Weiterbildungsveranstaltung für seinen Klerus.
Der Priestermangel in Österreich sei zwar weniger gravierend als in anderen Ländern,
aber die heimischen Strukturen des kirchlichen Lebens erforderten „eine viel größere
Zahl von Priestern (...), als wir heute haben oder morgen haben werden“. Das führe
zu Spannungen, die laut Kapellari nicht verdrängt werden dürften „und denen wir nur
gemeinsam mit den Laienchristen und mit der Weltkirche begegnen können“. Harmonie
sei diesbezüglich „noch auf Jahre hinaus nicht zu erwarten“, gab sich der Bischof
illusionslos, „aber die Auseinandersetzungen der vergangenen Jahre und die damit verbundenen
Verletzungen waren, wie ich sehr hoffe, nicht vergeblich, sondern in manchem sogar
fruchtbar“. Besonders Papst Franziskus habe hier schon zu einigen „Entkrampfungen“
beigetragen.
Über die Zölibatsverpflichtung für römisch-katholische Priester
habe sich der designierte Päpstliche Staatssekretär, Erzbischof Pietro Parolin, zuletzt
differenziert geäußert. Bischof Kapellari äußerte Dankbarkeit, wenn auch selbst von
dem Thema betroffene Priester „nicht unkritisch einseitig gegen den verpflichtenden
Zölibat Stellung nehmen“. Die Alternativen dazu sieht Kapellari „ja keineswegs zu
Ende gedacht“, ein „Blick auf das Ganze“ sei unabdingbar. Widerstand auch gegen „Forderungen,
die durch Meinungsumfragen massiv abgesichert erscheinen“, könne durchaus prophetisch
sein. Letztliches Kriterium sei das Zielgebot für das Kirchenrecht „Das höchste Gesetz
ist das Heil der Seelen“.
(kap 18.09.2013 sk)
Unser Foto zeigt Kapellari
(links) zusammen mit Amtskollegen.