2013-09-16 15:54:34

Italien: „Don Puglisi lebt“


RealAudioMP3 Vor 20 Jahren, am 15. September 1993, wurde im italienischen Palermo der Priester Giuseppe Puglisi von der Mafia ermordet. Die Stadt gedachte des Geistlichen am Sonntag unter anderem mit einer Messe an genau dem Ort, an dem Puglisi seinem Mörder in die Augen sah. Der Auftragskiller sitzt heute in Haft, er sollte später erzählen, Puglisi habe ihn mit einem Lächeln empfangen: „Damit hatte ich gerechnet“, soll er gesagt haben. Der mutige Geistliche, der sich die Mafia mit seinem rigorosen Einsatz für die Jugend zum Feind machte, ist am 25. Mai selig gesprochen worden. Das Erbe des Seligen sei heute deutlich in Palermo sichtbar, unterstreicht im Interview mit Radio Vatikan Maurizio Artale, Präsident des Zentrums „Padre Nostro“ (Vater Unser), das Puglisi 1993 in Brancaccio, einem populären Viertel von Palermo, gründete.

„Wir haben heute in Brancaccio viele von Puglisis Träumen realisiert: es gibt das Mehrzweck-Sportzentrum ,Centro Polivalente Sportivo‘, ein Frauenhaus, wo wir Opfer von Missbrauch und Gewalt aufnehmen, ein Zentrum für Strafgefangene und zwei Altenheime. Dennoch bräuchten wir mehr helfende Hände, wir brauchen Leute, die sich engagieren. Welchen Sinn hat es, über Puglisi auf Tagungen zu sprechen und Bücher über ihn zu schreiben, wenn sich das nicht konkret in die Nähe zu den Menschen übersetzt, die leiden? Puglisi ist für solche Menschen gestorben, er war der Bahnbrecher vieler Initiativen.“

Der Anschub, den der engagierte Priester dem zivilgesellschaftlichen Engagement gab, ist unwiderruflich. Auch der italienische Staat und die Institutionen haben sich seitdem verstärkt im Kampf gegen die Mafia engagiert. Dennoch ist das organisierte Verbrechen in Italien auch heute noch ein Thema. Er selbst erhalte ab und zu Morddrohungen, so Maurizio Artale, der seine ganz eigene Art hat, dies zu deuten:

„Dies ist das Signal dafür, dass wir auf einem guten Weg sind. Sie sagen uns: ,Wir sind da‘, und wir antworten ,wir auch’ und bleiben. Ich erhielt 2007 eine Morddrohung, da habe ich einen Moment nachgedacht. Doch dann habe ich an das titanenhafte Beispiel von Don Puglisi gedacht, der uns das Leben zurückgab. Und ich sagte mir: Gut, geben wir unserem Leben einen Sinn!“

Rund 80.000 Menschen hatten am 25. Mai diesen Jahres an der Seligsprechungsfeier für Don Puglisi teilgenommen. Der Erzbischof von Palermo Kardinal Paolo Romeo und dessen Vorgänger Salvatore De Giorgi standen der Feier im Foro Italico in Palermo vor.

(rv 15.09.2013 pr)








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