Für eine Aufnahme
weitaus mehr syrischer Flüchtlinge in Deutschland hat sich der deutsche Jesuiten-Flüchtlingsdienst
ausgesprochen: Das Land sei in der Lage, ohne Probleme „im Hunderttausender Bereich“
Leute aufzunehmen, zeigte sich der Direktor des Jesuiten-Flüchtlingsdienstes zuversichtlich.
Pater Frido Pflüger SJ sagte im Interview mit dem Domradio Köln:
„Die Zahl
5.000 ist nicht sehr groß. Es klingt zunächst sehr groß, aber wir müssen das in der
Relation sehen, dass es jetzt ungefähr zwei Millionen syrische Flüchtlinge insgesamt
gibt und vier Millionen Menschen Flüchtlinge im eigenen Land sind. Die Nachbarländer,
die ja praktisch den größten Teil der syrischen Flüchtlinge aufnehmen, sind vollkommen
überlastet durch diese riesige Zahl. Der Libanon hat ca. 500.000 Leute aufgenommen,
das ist ein kleines Land, und muss ja damit auch zurechtkommen.“
Pflüger
kann vor diesem Hintergrund nicht nachvollziehen, warum es in Deutschland schon um
die Unterbringung der 5.000 Flüchtlinge „ein richtiges Gezerre“ gebe. Das Land habe
in der Vergangenheit ja auch schon viel mehr Schutzsuchender aufgenommen:
„In
der Zeit des Bosnienkrieges ´92/´93 hat Deutschland 400.000 Leute aufgenommen. Das
war natürlich schon problematisch, aber das hat uns nicht an den Rand des Abgrunds
geführt.“
Viele Flüchtlinge in Deutschland zu sein, das sei für diese Menschen
„immer noch erträglicher als diese schrecklichen Situationen in Syrien selber oder
zum Teil auch in den benachbarten Ländern“, wo man nicht mehr nachkäme, überhaupt
noch würdige Unterkünfte zur Verfügung zu stellen, prognostiziert der Jesuit. Dort
müsse man hohe Ansprüche in punkto Unterkunft-Standards zurückschrauben, findet Pflüger:
„Wenn
es um die Frage des Lebens und Überlebens geht, dann muss ich doch zunächst einmal
eine Notlösung finden und erst dann nach einem höheren Standort suchen. Ich habe viel
Erfahrung aus Afrika. Wenn dann auf einmal 400.000-500.000 Flüchtlinge da waren, war
halt auch zunächst das Wichtigste, dass sie ein Zelt über dem Kopf hatten. Wenn dann
die Wasserversorgung nur fünf Liter pro Tag betrug, dann waren das zunächst auch nur
fünf Liter und nicht 15 Liter wie vorgesehen. Das sind dann Situationen, die man anstreben
muss, aber wir können ja nicht sagen, nur weil wir das jetzt nicht hinkriegen, musst
Du in der Kriegssituation bleiben und Dein Leben gefährden!“