Die Vatikanzeitung „Osservatore Romano“ bringt in ihrer Mittwochsausgabe ein Gespräch
mit dem peruanischen Theologen Gustavo Gutierrez. Der 85-jährige Dominikaner gilt
als einer der Väter der „Theologie der Befreiung“. Es ist das erste Mal, dass die
Zeitung des Papstes ein Interview mit einem führenden Vertreter dieser theologischen
Richtung abdruckt, die lange im Visier der Glaubenskongregation stand. Rom warf Teilen
der Befreiungstheologie eine Übernahme marxistischer Überzeugungen vor. Gutierrez
betont, dass die Befreiungstheologie auch heute ein wichtiges Potential für die Kirche
darstelle. Franziskus würdigt er als „prophetischen“ Papst, der die Armen nie vergesse.
Die Stellungnahmen der Glaubenskongregation zur Befreiungstheologie von 1984 und 1986
seien keineswegs so ablehnend, wie es oft dargestellt werde, so Gutierrez. Sie würden
oft nicht richtig gelesen. Gutierrez trifft diese Woche im Vatikan mit Papst Franziskus
zusammen.