2013-09-10 09:26:04

Der Papst in der Suppenküche


RealAudioMP3 Papst Franziskus besucht an diesem Dienstag eine Anlaufstelle für Flüchtlinge in Rom. Der am Nachmittag startende Besuch im Zentrum Astalli, das nahe dem Kapitol liegt, hat ausschließlich privaten Charakter und findet unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. In der vom Jesuitenflüchtlingsdienst betreuten Einrichtung erhalten rund 450 Flüchtlinge tagtäglich eine warme Mahlzeit. Auch medizinische Versorgung, Sprachunterricht, Rechtsberatung und Unterstützung im Kontakt mit den Behörden gehören zum vielfältigen Repertoire der Einrichtung, in der 400 freiwillige Helfer tätig sind.

Programm: „Der Papst in der Suppenküche“
Franziskus wird zum Zeitpunkt der Essenausgabe in das Zentrum kommen, die Flüchtlinge begrüßen und sich mit einigen von ihnen unterhalten. Im Anschluss ist eine Begegnung mit allen Flüchtlingen und Mitarbeitern in der nahe gelegenen Kirche „Chiesa del Gesù“ geplant, wo sich das Grab von Pater Pedro Arrupe befindet. Er war der Gründer des Jesuitenflüchtlingsdienstes und der 28. Generalobere der Gesellschaft Jesu. Nach dem Ende des Papstbesuches gibt es um 17.30 Uhr eine Pressekonferenz. Dort werden auch einige der Flüchtlinge von ihrer Begegnung mit dem Papst berichten.

Vor allem Flüchtlinge aus Afrika
Es sind derzeit zumeist Flüchtlinge aus Afghanistan und Afrika, vor allem aus Mali, Mauretanien und den Ländern der Subsahara, die in das seit 1981 bestehende Zentrum kommen. Vor allem im letzten Monat seien auch viele Menschen aus Syrien und Ägypten angekommen, erzählt Chiara Peri, eine Mitarbeiterin im „Centro Astalli“, gegenüber Radio Vatikan. Allein im letzten Jahr seien 21.000 Flüchtlinge hier empfangen worden, weitere 13.300 Schutzsuchende hätten in anderen Zentren des Jesuitenflüchtlingsdienstes landesweit Hilfe bekommen. Peri hofft, dass der Papstbesuch im „Centro Astalli“ die Öffentlichkeit stärker für die prekäre Lage der Flüchtlinge sensibilisieren kann:
„Wir hoffen, dass normale Leute die Möglichkeit erhalten, mehr über diese große Gemeinschaft der Flüchtlinge zu erfahren, die Schutz sucht in der Welt, und zwar aus einer positiven Perspektive: Es geht darum, sie willkommen zu heißen, ihnen zuzuhören, ihnen Aufmerksamkeit zu schenken. Eben nicht im Sinne von Alarm schlagen und Zahlen nennen – dies gehört ja traurigerweise zur Realität unseres Landes in den letzten Jahren...“

Es braucht einen MentalitätswandelDas kann man wohl als Seitenhieb auf eine einseitige Medienberichterstattung und politischen Populismus verstehen. Flüchtlinge werden da meistens mit Illegalität, Problemen und Belastung für das Land assoziiert. Dass Migranten um die zehn Prozent zum Bruttoinlandsprodukt beitragen, Arbeiten wie Altenpflege, Putzdienste o.ä. übernehmen, die viele andere Bürger nicht mehr tun wollen, und eine Bereicherung der Kultur darstellen, fällt da häufig unter den Tisch. Italien tun die Migranten gut, so Peri, doch allein darum geht es nicht – Unterstützung und eine Starthilfe für diese Menschen sei eine ethische Frage:
„Wir möchten immer unterstreichen, dass es um mehr geht, eben nicht nur darum, dass wir die Migranten ,brauchen‘. Wir müssen sie willkommen heißen, weil es richtig so ist, weil das dazu gehört, wenn man Menschenrechte schützen will. Wir würden uns wünschen, dass unser Land Strategien entwickelt, um diese Menschen würdiger zu behandeln. Jede politische Entscheidung, die Migranten einbezieht für den Aufbau des Landes, ist eine weise Entscheidung.“
Die fehlenden Strukturen und Dienstleistungen für Flüchtlinge seien da fast das geringste Problem, so die engagierte Helferin – es brauche einen Mentalitätswandel:
„Das ist das erste, was jeder Flüchtling hier merkt. Es geht nicht darum, Geld und Dienstleistungen zu haben, die ihnen hier so oder so fehlen, sondern es ist das Gefühl, nicht zur Kenntnis genommen zu werden, nicht als Menschen wahrgenommen zu werden, keinen Respekt zu erfahren. Dafür brauchen wir keinen politischen Wechsel. Das ist etwas, das jeder ändern kann, indem er sich anders verhält.“

(rv 10.09.2013 pr)









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