Im Irak wird der Aufruf des Papstes zum Gebets- und Fasttag für den Frieden von den
Christen besonders ernst genommen. „Krieg ist eine schreckliche Erfahrung“, daher
fühlten sich die Menschen im Irak dem Nachbarland Syrien besonders nahe, betonte der
chaldäisch-katholische Patriarch Mar Louis Raphael I. Sako im Gespräch mit der katholischen
Nachrichtenagentur asianews. Wörtlich sagte der Patriarch: „Wir haben vor zehn Jahren
ein ähnliches Szenario erlebt und bis heute haben wir weder Demokratie noch Freiheit“.
Es gebe im Irak nur Konfusion, die Sicherheitslage verschlechtere sich, „jeden Tag
gibt es von neuem Tote“.
Für die Menschen im Irak sei die Situation im Nachbarland
gleichsam ein Wiedererleben der eigenen Leiden, das Gefühl sei, wie wenn der Irak
angegriffen würde, so der Patriarch: „Wir empfinden tiefe Dankbarkeit gegenüber Syrien,
das in den letzten zehn Jahren so viele Iraker aufgenommen und ihnen geholfen hat.
Als Zeichen des Dankes sind auch wir bereit, Menschen aus Syrien aufzunehmen, die
Hilfe benötigen“.
Der Aufruf des Papstes zum Gebets- und Fasttag habe in den
irakischen Medien großen Widerhall gefunden. Viele Menschen guten Willens, die den
Frieden suchen, seien angesprochen worden. Denn der Friede sei der einzige Weg zur
Lösung der Probleme, „nicht der Krieg oder die militärische Intervention, die mit
der Behauptung vom Schutz der Schuldlosen dazu führen, dass andere Schuldlose, nämlich
die Angehörigen der Zivilbevölkerung, getötet werden“, so der chaldäisch-katholische
Patriarch.
Im Gespräch mit asianews unterstrich Mar Louis Raphael I., dass
es nicht nur für den Westen eine „moralische Verantwortlichkeit“ gebe, sondern auch
für die islamische Welt. Sie müsse eine Mentalität der Gewalt und der Rache ablegen,
sich dem Dialog öffnen und die Unterschiedlichkeit akzeptieren. Die Idee eines Staates,
der wie im 7. Jahrhundert auf der Scharia basiert, könne heute nicht funktionieren.
Auch die islamische Welt müsse sich ändern.