So deutlich hat das
in diesen Tagen noch kein Vatikan-Kardinal gesagt: Der Präfekt der vatikanischen Ostkirchen-Kongregation,
Kardinal Leonardo Sandri, ist gegen einen westlichen Militärschlag in Syrien. Im Gespräch
mit der Vatikanzeitung „Osservatore Romano“ warnt der aus Argentinien stammende Kardinal
vor „irreparablen Schäden“. Die Ersten, die unter den Folgen eines Militärschlags
zu leiden hätten, wären die Christen, fürchtet Sandri.
Dem Papst ging es mit
seinem Appell vom letzten Sonntag offensichtlich darum, zum „Einhalten zu mahnen,
bevor es zu spät ist“, so Kardinal Sandri wörtlich. „Es ist doch absehbar, welch üble
Folgen eine Verwicklung weiterer Länder in den Konflikt haben würde“, meint er. Die
Menschheit stehe heute vor einer eindeutigen Wahl, das sagt Sandri mit einem Zitat
von Papst Johannes Paul II. von 2000: „Sie kann diese Welt in einen Garten oder in
eine Ruinenlandschaft verwandeln.“ Syrien stehe „unmittelbar vor dem Abgrund“. Wenn
Papst Franziskus jetzt zum Innehalten einlade und dazu, im jeweils Anderen „einen
Bruder zu sehen“, dann sei das „der wahre menschliche Frühling, der wahre arabische
Frühling“ für Länder wie Syrien, Ägypten oder Irak. Sandri wörtlich: „Der Nahe Osten
ist von Verschiedenheit geprägt: Völker und Ethnien, Religionen und Kulturen. Und
jede dieser Gruppen hat viele interne Unterteilungen. Und über Jahrhunderte hinweg
hat diese Verschiedenheit im Nahen Osten gelernt, im Alltag zusammenzuleben.“
Eine
„Logik der Gewalt und der Rache“ sei „niemals ein gangbarer Weg“, sonst werde Syrien
„immer mehr zur Hölle auf Erden“. Wo „Verbrechen begangen“ worden seien, müssten internationale
Einrichtungen diese „überprüfen und unparteiisch bewerten, ob Menschenrechte verletzt
oder Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen wurden“, so Sandri.