2013-08-30 10:42:05

Konfliktforscher zu Syrien: „Mögliche Alternative findet
bisher keinen Konsens“


RealAudioMP3 Was würde ein Militärschlag in Syrien aus Sicht der Konfliktforschung bringen? Keine Lösung der vertrackten Lage, ganz im Gegenteil, zeigt sich der Münchner Konfliktforscher Stephan Stetter überzeugt. So ein Eingreifen könne nur eine Reaktion auf den Giftgaseinsatz sein, den die Weltgemeinschaft nicht hinnehmen könne, so Stetter im Interview mit dem Münchner Kirchenradio. Für eine langfristige Lösung brauche es ein anderes Modell, so der Politologe, der an der Bundeswehruniversität in Neubiberg internationale Politik und Konfliktforschung lehrt:


„Meiner Meinung nach wäre die einzige Lösung dagegen eine viel stärkere Intervention auch von außen. Ich rede hier nicht von einer militärischen Intervention, sondern davon, dass eine Nachkriegsordnung unter dem Dach der Mithilfe der Vereinten Nationen und der Arabischen Liga etabliert werden müsste. Das bedeutet aber auch, dass Syrien kein souveräner Staat wäre, sondern dass es erst einmal ein Teilen von Souveränität geben würde, durch eine neue syrische Regierung, aber auch durch eine starke, robuste und dauerhafte, internationale Präsenz in Form der Vereinten Nationen und der Arabischen Liga, die auch – ähnlich wie in einigen Staaten des Balkans – über gewisse Formen von Souveränität verfügen müssten.
Ich sehe aber nicht, dass es hierfür derzeit einen Konsens gibt, weder in Syrien, bei den syrischen Konfliktparteien, noch international.“


Eine Eskalation der Situation in Syrien bei einem militärischen Einschreiten der USA hält Stetter für möglich, auch wenn sich die beiden Großmächte die Unterstützung westlicher Verbündeter und der arabischen Liga gesichert hätten. Das britische Parlament hat derweil gegen eine Beteiligung des Landes an einem möglichen Militärschlag in Syrien gestimmt. Der französische Präsident Francois Hollande hingegen spricht sich für eine Beteiligung seines Landes bei einem Eingreifen der USA aus. Wie sich die Lage im Nahen Osten weiter entwickle, hänge vor allem von der Reaktion der Syrer ab, die mit dem Iran einen starken Verbündeten in der Region hätten, so Stetter.


Der Konfliktforscher denkt bei seinem Vorschlag an eine Lösung ähnlich wie in den 1990-iger Jahren auf dem Balkan. Damals wurde Bosnien Herzegowina ein teilsouveräner Staat mit einer starken Präsenz und Verwaltung durch die Vereinten Nationen. Im Fall von Syrien müsse auch die Arabische Liga stark in so einen Lösungsansatz eingebunden werden, wird Stetter nicht müde zu betonen.


Rolle der Religionen

Im Gegensatz zu anderen Konflikten im Nahen Osten spielt in Syrien die Religion nur eine nachgeordnete Rolle. Das Assad-Regime hat einen säkularen Staat gebildet. Historisch gesehen ist Syrien ein multireligiöses Land. Darum sieht Stetter nur begrenzte Einwirkungsmöglichkeiten für die katholische Kirche. Man könne nur den Dialog zwischen den ethischen Gruppen fördern und ein stärkeres Internationales Engagement zur Beendigung des Konflikts fordern, denkt der Experte.

(münchner kirchenradio 30.08.2013 pr)








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