2013-08-28 09:54:27

Deutsche Bischöfe: „Militäreinsatz in Syrien ist nicht verantwortbar“


RealAudioMP3 Deutsche Bischöfe haben sich kritisch zu einem möglichen Militäreinsatz westlicher Staaten in Syrien geäußert. Für den Bamberger Bischof Ludwig Schick sind aus kirchlicher Sicht die ethischen Bedingungen für einen Kampfeinsatz nicht erfüllt. Schick ist Vorsitzende der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz. Er sprach am Dienstag gegenüber der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Nach kirchlicher Lehre müsse der Schaden sicher festgestellt sein, der Eingriff müsse ernsthafte Aussicht auf Erfolg haben und der Waffeneinsatz dürfe nicht mehr Schaden anrichten, als er beseitigen wolle. Schick zufolge seien die zweite und dritte Bedingung nicht erfüllt.

Auch der Trierer Bischof Stefan Ackermann hat sich gegen ein militärisches Eingreifen in Syrien zum jetzigen Zeitpunkt ausgesprochen. Die Gründe legte er im Interview mit dem Kölner Domradio dar. Bischof Ackermann ist Vorsitzender der Deutschen Kommission „Justitia et Pax“ (Gerechtigkeit und Frieden).

„Das Wichtige ist, dass die Kirche immer wieder Solidarität zeigt mit den Menschen vor Ort, dass wir hinweisen auf die Situation. Das zieht sich ja jetzt schon so lange hin und ist jetzt natürlich wieder stark in den Medien präsent durch den Giftgas-Angriff. Die Gefahr ist ja immer, wegzuschauen, dass man ermüdet und sagt, es gebe keine Perspektiven, dass man des Themas müde wird. Das ist ein wichtiger Punkt - als Kirche immer wieder darauf hinzuweisen, was die Zivil-Bevölkerung erleiden muss. Dass wir solidarisch sind auch im Gebet mit den Menschen vor Ort. Papst Franziskus hat ja am Sonntag auch noch einmal deutliche Worte gefunden, indem er einen Stopp des Blutvergießens gefordert und zu Verhandlungen aufgerufen hat.“

Die US-Medien sprechen von einer möglichen zweitägigen Intervention westlicher Staaten in Syrien. Ein solcher Plan kann aus Sicht des Trierer Bischofs jedoch den Konflikt in Syrien nicht lösen.

„Laut der Meinung von Fachleuten kann man nicht sagen, dass zu diesem Zeitpunkt und mit den vorhandenen Informationen ein militärisches Eingreifen die Gewalt verkleinern würde. Und darum kann es ja nur gehen: Eine Einschüchterung im Sinne von Gewaltminimierung, um überhaupt wieder einen Raum für politische Lösungen und Verhandlungen zu eröffnen. Das Entscheidende ist jetzt, erst einmal die für den Einsatz von Chemiewaffen Verantwortlichen zu finden. Diese Verbrechen müssen geahndet werden. Das ist ein Bruch des Völkerrechts! Aber da muss man erst einmal Sicherheit bekommen, da helfen nicht nur Mutmaßungen. Jetzt schon einen kurzen Militärschlag führen zu wollen - was ja in der Regel auch nicht funktioniert - halte ich zu diesem Zeitpunkt für nicht verantwortbar.“

Die Bundesregierung unterstützt die Rebellen bisher nur mit nicht-kriegstauglichem Material. Das bedeutet, Deutschland liefert keine Waffen an Syrien. Dennoch habe aus Sicht Ackermann die Bundesrepublik eine große Verantwortung gegenüber Syrien.

„Die Verantwortung liegt vor allen Dingen darin, alle Möglichkeiten zu nutzen, deutlich zu machen: Es muss verhandelt werden, Recht und Politik müssen wieder den Primat bekommen und nicht die militärischen Mittel. Uns haben Menschen vor Ort, auch Christen, auch Verantwortliche, immer wieder gesagt: Bitte keine Waffen schicken, lasst uns diesen Konflikt untereinander austragen, zu viele mischen sich außen ein und liefern Waffen. Und jetzt ist es immer weiter eskaliert. Es geht wirklich darum, hier zu politischen Lösungen zu kommen, so illusorisch das auch klingen mag. Das andere macht die Situation nur noch schlimmer und eskaliert nur noch mehr.“

(domradio 27.08.2013 mg)







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