Deutsche Bischöfe: „Militäreinsatz in Syrien ist nicht verantwortbar“
Deutsche Bischöfe
haben sich kritisch zu einem möglichen Militäreinsatz westlicher Staaten in Syrien
geäußert. Für den Bamberger Bischof Ludwig Schick sind aus kirchlicher Sicht
die ethischen Bedingungen für einen Kampfeinsatz nicht erfüllt. Schick ist Vorsitzende
der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz. Er sprach am Dienstag gegenüber
der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Nach kirchlicher Lehre müsse der Schaden
sicher festgestellt sein, der Eingriff müsse ernsthafte Aussicht auf Erfolg haben
und der Waffeneinsatz dürfe nicht mehr Schaden anrichten, als er beseitigen wolle.
Schick zufolge seien die zweite und dritte Bedingung nicht erfüllt.
Auch der
Trierer Bischof Stefan Ackermann hat sich gegen ein militärisches Eingreifen
in Syrien zum jetzigen Zeitpunkt ausgesprochen. Die Gründe legte er im Interview mit
dem Kölner Domradio dar. Bischof Ackermann ist Vorsitzender der Deutschen Kommission
„Justitia et Pax“ (Gerechtigkeit und Frieden).
„Das Wichtige ist, dass die
Kirche immer wieder Solidarität zeigt mit den Menschen vor Ort, dass wir hinweisen
auf die Situation. Das zieht sich ja jetzt schon so lange hin und ist jetzt natürlich
wieder stark in den Medien präsent durch den Giftgas-Angriff. Die Gefahr ist ja immer,
wegzuschauen, dass man ermüdet und sagt, es gebe keine Perspektiven, dass man des
Themas müde wird. Das ist ein wichtiger Punkt - als Kirche immer wieder darauf hinzuweisen,
was die Zivil-Bevölkerung erleiden muss. Dass wir solidarisch sind auch im Gebet mit
den Menschen vor Ort. Papst Franziskus hat ja am Sonntag auch noch einmal deutliche
Worte gefunden, indem er einen Stopp des Blutvergießens gefordert und zu Verhandlungen
aufgerufen hat.“
Die US-Medien sprechen von einer möglichen zweitägigen
Intervention westlicher Staaten in Syrien. Ein solcher Plan kann aus Sicht des Trierer
Bischofs jedoch den Konflikt in Syrien nicht lösen.
„Laut der Meinung von
Fachleuten kann man nicht sagen, dass zu diesem Zeitpunkt und mit den vorhandenen
Informationen ein militärisches Eingreifen die Gewalt verkleinern würde. Und darum
kann es ja nur gehen: Eine Einschüchterung im Sinne von Gewaltminimierung, um überhaupt
wieder einen Raum für politische Lösungen und Verhandlungen zu eröffnen. Das Entscheidende
ist jetzt, erst einmal die für den Einsatz von Chemiewaffen Verantwortlichen zu finden.
Diese Verbrechen müssen geahndet werden. Das ist ein Bruch des Völkerrechts! Aber
da muss man erst einmal Sicherheit bekommen, da helfen nicht nur Mutmaßungen. Jetzt
schon einen kurzen Militärschlag führen zu wollen - was ja in der Regel auch nicht
funktioniert - halte ich zu diesem Zeitpunkt für nicht verantwortbar.“
Die
Bundesregierung unterstützt die Rebellen bisher nur mit nicht-kriegstauglichem Material.
Das bedeutet, Deutschland liefert keine Waffen an Syrien. Dennoch habe aus Sicht Ackermann
die Bundesrepublik eine große Verantwortung gegenüber Syrien.
„Die Verantwortung
liegt vor allen Dingen darin, alle Möglichkeiten zu nutzen, deutlich zu machen: Es
muss verhandelt werden, Recht und Politik müssen wieder den Primat bekommen und nicht
die militärischen Mittel. Uns haben Menschen vor Ort, auch Christen, auch Verantwortliche,
immer wieder gesagt: Bitte keine Waffen schicken, lasst uns diesen Konflikt untereinander
austragen, zu viele mischen sich außen ein und liefern Waffen. Und jetzt ist es immer
weiter eskaliert. Es geht wirklich darum, hier zu politischen Lösungen zu kommen,
so illusorisch das auch klingen mag. Das andere macht die Situation nur noch schlimmer
und eskaliert nur noch mehr.“