Es gibt nur schlechte Nachrichten: Die Kopten in Deutschland schauen mit großer Sorge
auf die Ereignisse in Ägypten. Am vergangenen Donnerstag haben Religionsgemeinschaften
gemeinsam in Berlin für Frieden im Land und für die Christen dort gebetet, die koptisch-orthodoxe
Kirche wurde von Bischof Anba Damian vertreten, er ist für die Seelsorge in Norddeutschland
verantwortlich und der Sprecher seiner Kirche in Deutschland.
„Uns war
bei diesem Gebet klar, dass wenn ein Organ leidet, der ganze Körper leidet. Bei diesem
Gebet spürten wir, dass wir nicht alleine sind, sondern dass wir zusammen gehören
und zusammen ein intakter Leib Christi sind. Wenn eine Kirche in Ägypten in Brand
gesetzt wird, dann brennt das Herz der Katholiken und Protestanten und anderer Orthodoxen
in diesem Land.“
Sie haben an die Menschen in Ägypten aber auch an die
Menschen hier eine Botschaft gerichtet, was für eine Botschaft ist das?
„Wir
sprechen eine klare Sprache: So wie einmal unser Heimatland Ägypten die heilige Familie
aufgenommen hat und ihnen Schutz gegeben hat, so möge das Land heute für die Christen
Heimat und Schutz sein, so dass ein Miteinander in Frieden, in Würde und in Freiheit
im Heimatland möglich sein kann. Und so wie die Muslime in Deutschland sich entfalten
können, Gebäude bauen, das sogar mit öffentlichen Mitteln, so muss es möglich sein,
dass die Christen in ihrem Heimatland in Frieden leben und ihre Religion ausüben.“
Was
für Nachrichten bekommen Sie im Augenblick aus Ägypten?
„Nichts Gutes. Wir
sind in einem Schockzustand. Unser Sprachvermögen erlaubt nicht, unsere Schmerzen
und unser Trauergefühl zum Ausdruck zu bringen. Menschen verlieren ihr tägliches Brot,
ihre Ersparnisse, ihre Geschäfte, ihre Angehörigen; die Gemeinde verliert eine ehrwürdige
Kirche, die Altargefäße fliegen durch die Luft, die Fresken sind ein für allemal zerstört,
die historischen Ikonen sind nicht mehr da. Die Nachrichten sind alles andere als
fröhlich.“
Die Urteile hier in Europa lauten auf der einen Seite „Militärdiktatur
und Putsch“, auf der anderen Seite aber auch „Rettung vor dem Islamismus“. Wie sehen
das die Kopten hier in Europa?
„Wir sehen das nicht als einen Militärputsch.
53 Mio Menschen – Christen und Muslime – sind gemeinsam auf die Straße gegangen und
haben friedlich demonstriert, dass das Regime Mursi ein Ende findet. Und das hatte
Erfolg. Es gelang dem friedlichen Volk Ägyptens, diesen Präsidenten zu stürzen. Nun
zahlen die Kopten allein den Preis und das darf nicht wahr sein.“
Sie sprechen
immer wieder sowohl was ihr Heimatland Ägypten als auch was Europa angeht davon, dass
auch die Muslime Brüder und Schwestern sind: Wir so ein Aufruf überhaupt gehört?
„Ich
sage, was ich kann; wie das empfunden wird ist nicht meine Aufgabe. Meine Aufgabe
ist die eines Bauern, der auf dem Feld des Herrn die Samenkörner säht. Gott allein
ist in der Lage, diesen Körnern Wasser und Wärme zu schenken, so dass sie nicht sterben.
Ich tue meine Arbeit, er tut seine Arbeit.“