Der Primas der katholischen Kirche in Polen spricht sich für eine Aufhebung des seit
Jahresbeginn geltenden Schächtverbots im Land aus. Jeder Glaubensgemeinschaft müsse
garantiert werden, dass sie ihre eigenen religiösen Regeln befolgen darf, sagte Erzbischof
Jozef Kowalczyk in einem Interview der Tageszeitung „Rzeczpospolita“ vom Dienstag.
Juden und Muslime solle daher auch das rituelle Schlachten erlaubt werden. Es gebe
zwar Einwände gegen das Ausbluten von Tieren, so der Primas. „Aber wir haben nicht
das Recht, anderen Bekenntnissen aufzuzwingen, welche religiösen Rituale sie haben
sollen.“ Kowalczyk betonte zugleich, der Kirche achte die Rechte der Tiere und wolle,
dass sie „human“ behandelt werden. Das Verfassungsgericht hatte im November eine Regierungsverordnung,
die das Schächten zuließ, zum 1. Januar 2013 für ungültig erklärt. Die Richter begründeten
ihr Urteil damit, dass die Verordnung gegen das Tierschutzgesetz verstoße, dem zufolge
Tiere nur nach vorheriger Betäubung geschlachtet werden dürfen. Nach Protesten von
jüdischer Seite will die Regierung jetzt vom Verfassungsgericht prüfen lassen, ob
Juden und Muslimen unter Berufung auf die in der Verfassung garantierte Religionsfreiheit
die Schlachtmethode erlaubt ist.