Norwegen: „Fast 90 Prozent der Katholiken sind Einwanderer oder Flüchtlinge“
Die Zahl der Katholiken
nimmt zu – Ein Satz, der heute nur noch selten zu hören ist. Auf das skandinavische
Norwegen trifft das aber zu: In weniger als zehn Jahren hat sich die Zahl der Kirchenmitglieder
in dem Land fast verdreifacht. Jeder fünfte besucht regelmäßig den Gottesdienst in
Kirchen, die zum Teil neu eröffnet werden müssen. Mit vier Prozent der Wohnbevölkerung
stellt die katholische Kirche in Norwegen zwar eine kleine Kirche in der Diaspora
dar, dennoch wirkt sie aber wahrnehmbar in die Gesellschaft hinein: Viele katholische
Schulen, zahlreiche Klöster und vor allem die Integration von Einwanderern kennzeichnen
die Kirche in dem Land. Das Kölner Domradio hat mit dem Bischof von Oslo, Bernt Ivar
Eidsvig, über die Situation und das Wachstum der katholischen Kirche in Norwegen gesprochen.
„Unsere
Katholiken sind zu fast 90 Prozent Einwanderer oder Flüchtlinge, die versuchen, sich
in Norwegen zu etablieren. Und natürlich gehören sie nicht zu den Bestverdienern,
viele leben von sozialer Unterstützung. In meiner Amtszeit – den vergangenen acht
Jahren – sind wir von etwa 42.000 auf 110.000 gewachsen. Auf 110.000 registrierte
Katholiken, darüber hinaus haben wir vielleicht noch mal doppelt so viele weitere
Katholiken. Katholiken, deren Namen und Adressen wir nicht kennen. Das Problem dabei
ist, es ist zu wenig von allem da: zu wenige Priester, zu wenig Geld.“
Die
Situation stellt die Hauptamtlichen der Kirche vor große Herausforderungen. In jeder
Pfarrei wird ein mehrfaches pastorales Angebot geschaffen, um auch die verschiedenen
Herkunftsländer und –kulturen der Einwanderer abzudecken. Die Katholiken, die aus
Polen stammen, wünschen sich polnische Messen, erzählt Bischof Eidsvig. Das werde
inzwischen in jeder Pfarrei angeboten. Ähnliche Wünsche gelten auch für andere Gruppen.
Seine Aufgabe als Bischof sei es dabei vor allem, Raum und Seelsorge für die Einwanderer
zu bieten und die nötigen materiellen Mittel zur Verfügung zu stellen. Der Osloer
Bischof ist der Meinung, dass sich die Entwicklung der vergangenen Jahre auch in Zukunft
fortsetzen wird.
„Rein statistisch werden wir weiter wachsen, wenn sich
das ökonomische Wachstum fortsetzt und Norwegen weiterhin Gastarbeiter aus Ländern
wie Polen und Litauen benötigt. Dann werden wir in den kommenden fünf Jahren auch
weitere Kirchen eröffnen; auch Kirchen, die wir von der lutherischen Kirche gekauft
haben. Bei den Priestern haben wir relativ viel Nachwuchs: zwei bis drei Weihen gibt
es pro Jahr in Norwegen. Die pastorale Seite steht also.“