Seine Landsleute wie seinen Nächsten zu lieben sei lobenswert - den Begriff „Nächstenliebe“
aber als Gegensatz zur Liebe zu den Fremden zu deuten, sei grundlegend falsch. Das
betonte der Wiener Erzbischof, Kardinal Christoph Schönborn, in seiner freitäglichen
Kolumne in der Gratiszeitung „Heute“. Das Wort - das eine zentrale Stellung auf aktuellen
FPÖ-Wahlplakaten einnimmt - habe im Wahlkampf nichts verloren, wenn es nicht um die
echte, biblische „Nächstenliebe“ gehe, mahnte der Kardinal.
Mit einer Einschränkung
auf eine bestimmte Bevölkerungsgruppe sei der biblische „Nächstenliebe-Begriff“ nicht
vereinbar. Sie gelte vielmehr jedem, „der hier und jetzt Hilfe braucht“, erläuterte
Schönborn - ob das nun „ein In- oder Ausländer ist“, sei egal. Das zeige Jesus Paradebeispiel
über die Nächstenliebe - die Erzählung vom Barmherzigen Samariter -, in der gerade
ein „Ausländer, ein Fremder mit anderer Kultur und Religion“ als Vorbild gelte, deutlich.
Am
Montag hatte die FPÖ den Begriff mit Wahlkampfplakaten, auf denen der Slogan „Liebe
deinen Nächsten“, ergänzt durch „Für mich sind das unsere Österreicher“ zu lesen ist,
in die Schlagzeilen gebracht. Kritische Reaktionen sowohl von katholischen als auch
evangelischen Vertretern folgten prompt. Als „Zumutung für alle denkenden Menschen
in diesem Land“ bezeichnete etwa die Präsidentin der Katholischen Aktion Österreich,
Gerda Schaffelhofer, die Plakate. Die von der FPÖ vertretene Beschränkung allein auf
Einheimische habe „nichts mit dem christlichen Verständnis von Nächstenliebe zu tun“,
betonte auch der lutherische Bischof Michael Bünker.