2013-08-11 15:42:33

Syrien: Bischöfe plädieren für Neutralität des Libanon


Auch wenn es eine „nationale Pflicht“ darstellt, den zehntausenden syrischen Flüchtlingen solidarisch beizustehen, so sei der Libanon gut beraten, seine Neutralität in der konfliktträchtigen Region zu bewahren: Das hat der Rat der maronitischen Bischöfe betont, der in der vergangenen Woche zu seiner monatlichen Vollversammlung in Dimane - der Sommerresidenz des maronitischen Patriarchen Bechara Boutros Rai - zusammengekommen war. Neutralität sei die einzig mögliche Antwort auf die vielen Gefahren, die die Stabilität des Landes derzeit gefährden, berichtete die Stiftung „Pro Oriente“ von der Vollversammlung.

Kritik übten die Bischöfe an der mangelhaften staatlichen Organisation der Flüchtlingshilfe. Dies trage zu einer Destabilisierung des ohnehin schon „fragilen gesellschaftlichen Gleichgewichts“ im Land bei. Neben den Gefahren durch die umgebenden Konfliktherde verwiesen die Bischöfe jedoch auch auf die Gefahr einer innenpolitischen „Lähmung“ des Landes. Korruption und überbordender Lobbyismus verschärften die bestehende „wirtschaftliche und soziale Krise“, so die Bischöfe.

Umso notwendiger sei es daher, endlich eine Regierung zu bilden, die im Bereich von Wirtschaft, Sozialsystem und Sicherheit Stabilität garantieren kann. Zugleich müsse ein Wahlsystem eingeführt werden, das demokratische Praxis und Erneuerung der Eliten durch eine „der Verfassung entsprechende authentische Vertretung aller libanesischen Gruppierungen“ ermöglicht.

Entführte Bischöfe: Schicksal unbekannt

Weiterhin unbekannt scheint das Schicksal der vor mittlerweile über 100 Tagen in Syrien entführten beiden orthodoxen Bischöfe zu sein. „In Wahrheit wissen wir nichts über ihr Schicksal“, zitierte der vatikanische Pressedienst „Fides“ den Assistenten des in Damaskus residierenden syrisch-orthodoxen Patriarchen von Antiochien, Ignatius Zakka I. Iwas. Zugleich rief Metropolit Timotheus Matta Fadil Alkhouri zur Mäßigung im Blick auf zusehens blühende Spekulationen über den Verbleib der Bischöfe Mar Gregorios Yohanna Ibrahim und Erzbischof Boulos Yazigi auf. „Jede Woche gibt es wieder neue Geschichten“. Der Metropolit bestätigte gegenüber „Fides“
jedoch, dass der ebenfalls entführte Jesuitenpater Paolo Dall'Oglio sich persönlich für die Freilassung der entführten Bischöfe eingesetzt habe.

Welthungerhilfe schlägt Alarm

Die Welthungerhilfe warnt indes vor einer Zuspitzung der humanitären Lage in den „befreiten“ Gebieten in Syrien. Die Menschen seien dort, wo oppositionelle Gruppen die Oberhand hätten, stärker von der Infrastruktur abgeschnitten als in Gebieten, die von der syrischen Armee dominiert würden, sagte der Nothilfekoordinator des Hilfswerks, Jürgen Mika, der deutschen katholischen Nachrichtenagentur (KNA). In den sogenannten befreiten Gebieten gebe es oft keinen Strom, die Trinkwasserversorgung sei unzureichend, Nahrungsmittel seien knapp.

Da die Getreideproduktion fast um die Hälfte eingebrochen sei, spitze sich die Nahrungsmittelknappheit zu. „Die Ernte nächstes Jahr wird wohl noch geringer ausfallen“, vermutet der Experte, der vergangenen Monat eine Hilfslieferung nach Nordsyrien begleitete.
Agrargeräte wie Wasserpumpen könnten mangels Sprit und Ersatzteilen nicht eingesetzt werden.

Außerdem gebe es in den befreiten Gebieten kein Bankenwesen mehr, so dass die Menschen nicht an ihr Geld kämen, so der Experte. Aufgrund einer Inflation verliere das Geld ohnehin an Wert. „Die Menschen besitzen meistens nur noch das, was sie am Leib tragen“, sagte Mika.

(kap 11.08.2013 mc)








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