Russland: Moskauer Patriarchat gegen weichgespülten Dialog
Das Moskauer Patriarchat kritisiert die Arbeit der internationalen Dialogkommission
der katholischen und orthodoxen Kirche. Deren derzeitiger Kurs führe nicht zu einem
besseren Verständnis der bestehenden Differenzen zwischen beiden Kirchen, sagte der
Außenamtschef des orthodoxen Moskauer Patriarchats, Metropolit Hilarion, in einem
Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Stattdessen würden „Unstimmigkeiten
eingeseift“ und dadurch der Eindruck erweckt, dass es keine Unterschiede gebe.
„Wenn
wir einfach so tun, als ob wir keine Differenzen hätten oder es nur wenige gäbe, wenn
wir versuchen, die theologischen Traditionen unserer Kirchen als einander maximal
angenähert darzustellen, gehen wir in die Irre“, so Hilarion. Er forderte, im gemeinsamen
theologischen Dialog die bestehenden Unterschiede zwischen beiden Konfessionen exakt
zu benennen. Beide Kirchen müssten sich zudem gegenseitig helfen, die Entwicklungslogik
der theologischen Traditionen zu begreifen.
Als Ziel des theologischen Dialogs
nannte der Metropolit eine „neue Interpretation der bestehenden Unstimmigkeiten“.
Es sei sehr unwahrscheinlich, dass sich die orthodoxe oder die katholische Kirche
von ihrer Gottesdiensttradition oder von ihrem über Jahrhunderte entwickelten Verständnis
lossage.
Eine „positive Dynamik“ sieht Hilarion seit dem Pontifikat von Benedikt
XVI. (2005-2013) in den Beziehungen zwischen der orthodoxen und katholischen Kirche.
Bei einer „ganzen Reihe von Fragen“ sei eine Übereinkunft gefunden worden. Er habe
den Eindruck gewonnen, „dass Papst Franziskus der russisch-orthodoxen Kirche mit Liebe
und Hochachtung begegnet und dass wir bei unseren Beziehungen eine gemeinsame Sprache
finden werden“.
Hilarion wiederholte auch seine Kritik an der griechisch-katholischen
Kirche, die nicht zu einer Lösung der strittigen Eigentumsfragen bereit sei. diese
Darstellung wird von der mit Rom unierten Ostkirche bestritten.