Die EKD rechnet mit einem länger anhaltenden Diskussionsprozess über die umstrittene
Orientierungshilfe zu Ehe und Familie. Das am 19. Juni vom Rat der EKD veröffentlichte
Papier hat heftige Reaktionen in der kirchlichen und weltlichen Öffentlichkeit hervorgerufen.
Es rückt von der traditionellen Ehe als alleiniger Norm ab und vertritt ein erweitertes
Familienbild, das etwa auch gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaften einschließt.
Die Orientierungshilfe ist selbst in den Reihen der EKD, besonders unter theologisch
konservativen Protestanten, sowie in der katholischen Kirche auf meist heftige Kritik
gestoßen, während es von der Mehrheit der evangelischen Kirchenleiter verteidigt wird.
Die Ad-hoc-Kommission, die das Papier erarbeitet hat, werde noch einmal zu einer abschließenden
„Reflexionssitzung“ zusammenkommen, schreibt Oberkirchenrätin Cornelia Coenen-Marx
im Auftrag des EKD-Ratsvorsitzenden, Nikolaus Schneider, in einer Antwort auf einen
Offenen Brief des Missionswissenschaftlers Peter Beyerhaus. Dieser hatte dem Ratsvorsitzenden
den Rücktritt nahegelegt und das EKD-Papier als „Desorientierungshilfe“ bezeichnet.
Die evangelische Kirche wende sich damit ab von dem „uns in der Bibel gewiesenen Leitbild
der Ehe zwischen einem Mann und einer Frau als Stiftung Gottes, des Schöpfers“ und
fördere den sittlichen Verfall.