Papst trifft junge Argentinier: „Lasst Euch nicht ausschließen!“
Sehr herzlich und
sehr spontan: So war das Treffen von Papst Franziskus mit argentinischen Jugendlichen
in der großen, pyramidenförmigen Sankt-Sebastian-Kathedrale in Rio de Janeiro am Donnerstagnachmittag.
Kurzfristig war diese Begegnung auf Wunsch des Papstes noch ins Programm aufgenommen
worden, sein Reisemarschall Alberto Gasbarri organisierte, so berichtete Franziskus,
in nur einem halben Tag alles für das Treffen.
Die Argentinier, die nach den
Brasilianern zum Weltjugendtag in Rio de Janeiro mit schätzungsweise zwischen 40.000
und 50.000 Teilnehmern die zweitgrößte Pilgergruppe bilden, hatten zum Teil schon
in der Nacht bei der Kirche ausgeharrt, um bei der Begegnung mit „ihrem Papst“ dabei
zu sein. In seiner frei gehaltenen Rede auf Spanisch kritisierte Franziskus sowohl
einen „Kult des Geldes“ als auch das Phänomen, das alte und junge Menschen von der
Gesellschaft ausgestoßen seien:
„Schaut, ich bin der Meinung, dass die
Weltgesellschaft aktuell über ihre Grenzen hinausgeschossen ist, sie ist über ihre
Grenzen gegangen, weil sie einen solchen Kult des Geldes geschaffen hat. Jetzt bekommen
wir diese Philosophie und diese Praxis der Ausgeschlossenheit von den zwei Polen des
Lebens, die eigentlich die Hoffnung der Völker darstellen, zu spüren: Zum Einen ist
das, natürlich, die Ausgeschlossenheit der Senioren. Man könnte fast glauben, es gebe
da eine Art versteckter Euthanasie, also damit meine ich die Tatsache, dass sich keiner
um die Senioren kümmert. Aber es ist auch eine „kulturelle Euthanasie“, denn man lässt
alte Menschen nicht zu Wort kommen und man lässt sie nicht handeln. Das zweite ist
der Ausschluss der Jugend. Die Jugendarbeitslosigkeit ist sehr hoch, wir stehen vor
einer Jugend, die keine Erfahrung hat, was die Würde bedeutet, die man durch Arbeit
verdient.“
Die jungen Leute sollten hervortreten, sich geltend machen und
für die Werte kämpfen – dazu rief der Papst immer wieder eindringlich auf. An die
Senioren appellierte Franziskus, den Mund aufzumachen und sich zu äußern und ihr Wissen
weiterzugeben. Gleichzeitig mahnte Franziskus erneut, der Weltlichkeit eine Absage
zu erteilen, den Glauben nicht zu verwässern und sich nicht in sich selbst zu verschließen,
sondern die Kirche „auf die Straßen“ zu bringen.
„An das argentinische
Volk wende ich mich mit einer Bitte: Ich bitte Euch, von ganzem Herzen darum, liebe
Senioren: Seid nicht weniger als die „kulturelle Reserve“ unseres Volkes, eine Reserve
, die Gerechtigkeit weitergibt und die Geschichte, die Werte weiter gibt und das Gedächtnis
des Volkes. Und auch an die Jugendlichen habe ich eine Bitte: Stellt Euch nicht gegen
die Senioren, sondern lasst sie reden, hört ihnen zu und geht voran…. Lasst Euch nicht
ausschließen! Ist das klar?! Dafür, davon bin ich überzeugt, müsst Ihr Euch einsetzen.“
Lest
die Seligpreisungen und Matthäus 25!
Der Glaube an Jesus Christus sei kein
Scherz, sondern eine sehr ernsthafte Sache, das unterstrich Franziskus ebenfalls in
seiner kurzen Stehgreifrede. Auf den „Skandal des Kreuzes“ müsse immer wieder aufmerksam
gemacht werden. Er wünsche sich als Konsequenz des Weltjugendtages in Rio, dass die
Gläubigen auch danach für Aufsehen sorgten. Den jungen Argentiniern legte er außerdem
zwei Bibelstellen ans Herz: Die Seligpreisungen und Matthäus 25. „Mit diesen zwei
Texten habt Ihr einen Handlungsplan“, erklärte Franziskus. Zum Ende seiner Ansprache
bat er noch um Verständnis für die Sicherheitsauflagen, leider könne er seinen Landsleuten
deshalb nicht so nahe sein, wie er es gerne würde, dann segnete er ein Marienbild
und das Franziskuskreuz und schließlich auch die Jugendlichen:
„Vergesst
mir nicht: Erregt Aufsehen, kümmert Euch um die zwei Extreme des Lebens – die es seit
der Geschichte der Völker gibt – und zwar um die Alten und um die Jungen und verwässert
den Glauben nicht. Und jetzt lasst uns beten, um das Marienbild zu segnen und dann
auch Euch.“