Ägypten: Tawadros führt weiterhin keine Generalaudienzen durch
Die Mittwochsaudienzen des koptischen Papst-Patriarchen Tawadros II. fallen weiterhin
aus. Das berichtet die österreichische Stiftung „Pro Oriente“ am Montag. Grund für
die Absage sei die Sorge um Sicherheit der Gläubigen bei Massenversammlungen angesichts
der Drohungen der islamistischen Propaganda. Schon seit dem 3. Juli gibt es keine
Mittwochsaudienzen mehr mit Tawadros. Wie der Generalsekretär des Nationalen Kirchenrates,
Pfarrer Bishoy Helmy, berichtet, sei die Lage im Land nach dem Sturz von Präsident
Mohammed Mursi und der politischen Übergangsphase unter Leitung der Armee schwierig.
Der koptisch-katholische Bischof von Minya, Boutros Fahim Awad Hanna, sagte
im Gespräch mit der vatikanischen Nachrichtenagentur Fides, Tawadros II. fürchte nicht
um sein Leben. Es gehe ihm vielmehr darum, Massenversammlungen wie die Mittwochsaudienzen
zu vermeiden, die eventuell zum Ziel von Anschlägen werden könnten. In der islamistischen
Propaganda würden die Christen - und insbesondere der Papst-Patriarch - für die Ablösung
von Präsident Mursi verantwortlich gemacht.
Das ägyptische Innenministerium
hat inzwischen für Tawadros II. und für den Großscheich der Al Azhar-Universität,
Ahmed al-Tayyeb, umfassende Sicherheitsmaßnahmen verfügt. Die beiden geistlichen Führungspersönlichkeiten
waren am 3. Juli gemeinsam mit General Abdelfattah al-Sisi im Fernsehen, als der General
und Verteidigungsminister sein Übergangsprogramm für die Zeit nach dem Sturz des islamistischen
Präsidenten Mursi darlegte.
Von den 33 Ministern der am 16. Juli gebildeten
Übergangsregierung des neuen Premierministers Hasem el-Beblawi sind drei koptische
Christen: Laila Rashed Iskandar leitet das Umweltministerium, Mounir Fakhry Abdel
Nour ist für das Ministerium für Handel und Industrie verantwortlich und Ramsi George
leitet das Ministerium für Wissenschaft. Mit mehreren Frauen und Christen im Kabinett
bildete Beblawi ein Kabinett, das für Islamisten nur schwer zu verkraften ist und
von diesen als Provokation angesehen wird.