Ankunft in Rio: Papst Franziskus klopft „sanft an die Tür Brasiliens“
Seinen ersten Besuchstag
in Brasilien hat Papst Franziskus nun hinter sich. Nach Abschluss der Begrüßungszeremonie
und einer privaten Unterredung mit Präsidentin Dilma Rousseff begab er sich am Montagabend
(nach Mitternacht römischer Zeit) in die Residenz des Erzbischofs von Rio de Janeiro
im Ortsteil Sumare. Dort wohnt er während seines einwöchigen Brasilien-Aufenthalts.
Nach einer Tour im Papamobil durch die Innenstadt von Rio de Janeiro ist Papst
Franziskus am Montagabend (18 Uhr Ortszeit) von Präsidentin Dilma Rousseff offiziell
in Brasilien empfangen worden. Nachdem Menschenmassen am Straßenrand den Papst begleiteten,
teilweise aber auch die Kolonne des Papstes stoppten, stieg Papst Franziskus an der
Kathedrale aus dem einfachen Wagen, der ihn vom Flughafen gebracht hatte, ins Papamobil,
um sich den Menschen zu zeigen, zu winken und zu segnen. Danach ging es mit dem Hubschrauber
und einer Stunde Verspätung zum offiziellen Teil des Willkommens.
In seiner
Begrüßungsansprache im Guanabara Palast – dem Sitz des Gouverneurs der Provinz Rio
de Janeiro – wandte er sich an die Regierung, die anwesenden Diplomaten und Vertreter
der Kirche des Landes.
„Um Zugang zum brasilianischen Volk zu haben, muss
man, wie ich gelernt habe, durch die Pforte seines großen Herzens eintreten. Daher
sei mir erlaubt, jetzt sanft an diese Tür zu klopfen. Ich bitte, eintreten und diese
Woche mit Ihnen verbringen zu dürfen. Ich habe weder Gold noch Silber, aber ich bringe
das Wertvollste, das mir gegeben wurde: Jesus Christus! Ich komme in seinem Namen,
um die Flamme der brüderlichen Liebe, die in jedem Herzen brennt, zu nähren, und ich
möchte, dass mein Gruß alle und jeden erreicht: ‘Der Friede Christi sei mit euch!’“
Sein
Besuch gelte aber nicht nur Brasilien, so der Papst, auch wenn er sich freue, dass
die Vorsehung es so gewollt habe, dass seine erste Auslandsreise ins „geliebte Lateinamerika“
führe. Sein Besuch gehe über die Grenzen hinaus.
„Ich bin gekommen, um junge
Menschen aus allen Teilen der Welt zu treffen, die von den offenen Armen Christi des
Erlösers angezogen werden. Sie wollen in seiner Umarmung, ganz nahe an seinem Herzen,
eine Zuflucht finden und wieder seinen deutlichen und mächtigen Ruf hören: „Geht und
macht alle Völker zu meinen Jüngern“ (vgl. Mt 28,19). Diese jungen Menschen kommen
aus den verschiedenen Kontinenten, sprechen verschiedene Sprachen, gehören unterschiedlichen
Kulturen an und finden doch in Christus die Antworten auf ihr höchstes und gemeinsames
Streben und können ihren Hunger nach einer klaren Wahrheit und einer echten Liebe
stillen, die sie über alle Verschiedenheit hinaus verbinden.“
Es gebe keine
stärkere Kraft als jene, welche „aus dem Herzen der jungen Menschen strömt“, so der
Papst. Jesus vertraue diesen jungen Menschen die Zukunft seiner eigenen Sendung an:
„Geht
über die Grenzen des menschlich Möglichen hinaus und bringt eine Welt von Brüdern
hervor. Aber auch die jungen Menschen setzten ihr Vertrauen auf Christus: Sie haben
keine Angst, mit ihm das eine Leben zu wagen, das sie besitzen, denn sie wissen, dass
sie nicht enttäuscht werden.“
Die Jugend sei das Fenster, durch das die
Zukunft in die Welt eintrete. Die Aufgabe der Generationen der Älteren sei es, dieser
Hoffnung der Jugend Raum zu geben und die materiellen und geistigen Voraussetzungen
zur Entfaltung zu schaffen: Bildung und Sicherheit.
„Zum Schluss bitte ich
alle um die freundliche Aufmerksamkeit und, wenn möglich, das nötige Einfühlungsvermögen,
um so einen Dialog unter Freunden aufzunehmen. In diesem Augenblick weiten sich die
Arme des Papstes, um die ganze brasilianische Nation in ihrem vielschichtigen menschlichen,
kulturellen und religiösen Reichtum zu umarmen. Von Amazonien bis zur Pampa, von den
Trockenregionen bis zum Pantanal, von den kleinen Dörfern bis zu den Metropolen fühle
sich keiner von der Zuneigung des Papstes ausgeschlossen. Ich habe die Absicht, Sie
alle übermorgen, so Gott will, im Gebet vor Unsere Liebe Frau von Aparecida zu tragen
und sie um ihren mütterlichen Schutz für Ihre Häuser und Familie anzurufen. Schon
jetzt segne ich Sie alle. Vielen Dank für den herzlichen Empfang!“ Beim anschließenden
höflichkeitsbesuch im ersten Stock des Palastes überreichte Papst Franziskus der brasilianischen
Präsidentin ein Mosaik mit einer Ansicht von Rio de Janeiro in einem goldenen Rahmen.
Die Landschaftsdarstellung zeigt sowohl die Bucht als auch den Corcovado mit der riesigen
und weltbekannten Christusstatue, die sich auf dem Gipfel befindet. Das ohne Rahmen
70 x 35cm große Mosaik wurde in den Mosaikwerkstätten des Vatikan von Januar bis Juni
2013 gefertigt.
Die brasilianische Präsidentin Dilma Rousseff soll ihrerseits
als Geschenk für Papst Franziskus eine etwa 44 cm hohe Skulptur aus Kupfer gewählt
haben, die einen lesenden Priester zeigt. Das Werk wurde von dem brasilianischen Künstler
Joao Turin geschaffen, der im Jahr 1949 starb.