Libanon: Patriarch Rai befürchtet Rückkehr zum „Gesetz des Dschungels“
Patriarch Béchara Boutros Rai zeigt sich besorgt über die Entwicklungen im Land. Jede
nichtstaatliche bewaffnete Gruppierung müsse als illegitim angesehen werden, denn
sie provoziere eine Rückkehr des Landes zum „Gesetz des Dschungels“ und fördere einen
„Anstieg von Verbrechen“. Dies sei ein Phänomen, das heute zunehmend zu beobachten
sei, warnte das Oberhaupt der maronitischen Christen in seiner Predigt vom vergangenen
Sonntag in der Stadt Harissa. Weiter rief der Patriarch die politischen Parteien des
Landes dazu auf, zu einem neuen Sozialpakt zu finden. Dieser solle sich an dem Pakt
zwischen Christen und Muslimen aus dem Jahr 1943 orientieren, mit dem nach der Unabhängigkeit
von Frankreich die gerechte Verteilung der politischen und institutionellen Ämter
festgelegt wurde. Der Patriarch reagierte mit seiner Predigt auf die zunehmenden Spannungen,
von denen der Libanon durch das Eingreifen verschiedener konfessioneller Gruppierungen
des Landes in den Syrienkonflikt betroffen ist. Insbesondere die Spaltung der muslimischen
Gemeinschaft in Sunniten und Schiiten, die durch den Konflikt offensichtlich geworden
sei, müsse bei einer Neuordnung des Staates berücksichtigt werden, erklärte Francois
Eid, der Prokurator des maronitischen Patriarchen beim Heiligen Stuhl, die Worte Boutros
Rais gegenüber dem Fidesdienst.