Italien/EU: Asylbewerber müssen auf legale Weise nach Europa kommen können
Am kommenden Montag
besucht Papst Franziskus Lampedusa. Die sizilianische Insel sorgt immer wieder im
Zusammenhang mit der Flüchtlingsproblematik für Schlagzeilen. Viele, die auf dem Seeweg
versuchen, die Insel zu erreichen, kommen nie dort an. Christopher Hein, der Direktor
des Italienischen Flüchtlingsrates CIR – einer Nichtregierungsorganisation, die sich
seit 1990 für die Rechte von Flüchtlingen stark macht, erklärt im Interview mit Radio
Vatikan, dass durch den Papstbesuch auf die ernsten Hintergründe der Problematik aufmerksam
gemacht werden könne:
„Ich meine, es ist eine ganz wichtige Geste des Papstes
in diesem Augenblick einen Besuch in Lampedusa zu machen; die Asylbewerber, Flüchtlinge
und Migranten persönlich zu treffen, und auch in Erinnerung zu rufen, das auf dem
Weg von Nordafrika nach Europa viele tausende Menschen auf dem Meer ihr Leben gelassen
haben – angesichts der Tatsache, dass es unmöglich ist, auf normale und legale Weise
anzukommen. Daher sind die Flüchtlinge gezwungen, auf Boote zu gehen, die absolut
nicht seetauglich sind, und die in vielen Fällen leider niemals in Lampedusa ankommen.“
Die
aktuelle Situation in den Auffanglagern, für die Flüchtlinge, die es doch heil an
Land schaffen, ist laut Hein auch nicht rosig:
„Es ist kein geschlossenes
Aufnahmezentrum mehr – das war mal so in Lampedusa, jetzt ist es ein offenes Durchgangszentrum
für die Einwanderer und Flüchtlinge, die entweder direkt ankommen, oder in Notrettungsaktionen
dann von der italienischen Marine oder der Küstenwache nach Lampedusa gebracht werden.
Das Problem ist, dass die Aufnahmekapazität dieses Zentrums sehr beschränkt ist: Es
gibt weniger als 400 Bettstellen, manchmal sind dort aber weit mehr als 1000 Menschen.
Das Lager ist so klein, weil vor zwei Jahren in diesem Lager ein Feuer ausbrach, oder
gelegt wurde und ein Teil dieses Zentrums zerstört wurde und es bisher nur teilweise
wieder aufgebaut wurde. Positiv ist, dass das Rausfliegen oder Rausschiffen von Lampedusa
oder vom Festland Siziliens zu anderen Aufnahmezentren in Italien jetzt besser funktioniert.
Das war immer unser Vorschlag von Seiten des italienischen Flüchtlingsrates, dass
die Menschen im Durchschnitt nicht länger als 48 Stunden in diesem Lager sein sollten,
weil es gar keine Möglichkeit gibt, dort in Lampedusa auch ein Asylverfahren einzuleiten.
Die Weiterleitung an andere Lager funktioniert jetzt besser, als in der Vergangenheit,
aber nach wie vor muss man sagen, dass es absolut notwendig wäre, die Aufnahmekapazität
zu erhöhen. Noch viel wichtiger wäre es natürlich, Möglichkeiten zu schaffen, das
Asylbewerber auch auf eine normale und legale Weise nach Europa und nach Italien kommen
können und nicht weiterhin immer dazu gezwungen sind, ihr Leben auf dieser Überfahrt
zu riskieren.“