Am Montagabend bot
sich in den vatikanischen Gärten ein ungewöhnliches Bild: Festlich gedeckte Tische
warteten vor der Lourdesgrotte auf rund zweihundert Gäste, die zu einem reichhaltigen
Abendessen zusammen kamen. Dienstbeflissene Kellner eilten zwischen den Tischen entlang,
um den Gästen ihr Essen schnell und stilvoll zu servieren. Bei den Gästen handelte
es sich übrigens mitnichten um hochrangige vatikanische Prälaten, sondern um die Ärmsten
der Stadt Rom, die an einem Abendessen teilnahmen, das die Hilfsorganisation „Circolo
di San Pietro“ (auf Deutsch etwa Zirkel des Heiligen Petrus) zu Ehren von Papst Franziskus
organisiert hatte. Freiwillige Mitarbeiter der Organisation servierten an den Tischen,
unter die Kellner hatten sich auch Kardinal Giuseppe Bertello, der Präsident des vatikanischen
Governatorats, sowie Herzog Leopoldo Torlonia, der Präsident der Hilfsorganisation
gemischt. Der kirchliche Berater des Zirkels, Franco Camaldo, erzählte am Mikrofon
von Radio Vatikan, wie der Abend so verlief:
„Wir haben einen Tag großer
Entspannung und Freude erlebt. Das Abendessen wurde nach Aussage unserer Schützlinge
sehr gut aufgenommen, es war reichhaltig und sehr gut. Auch Kardinal Bertello, der
Herzog von Torlonia und ich haben an den Tischen serviert. Im Antlitz unserer Betreuten
stand große Freude geschrieben, ein Gemisch aus Emotion und quasi Ungläubigkeit: sich
in den vatikanischen Gärten zu befinden, an einem so schönen Nachmittag, vor der Grotte
der Madonna und an so schön gedeckten Tischen serviert bekommen… da gab es wirklich
viele Emotionen und auch Ungläubigkeit!“
Jeder der Eingeladenen bekam am
Ende des Abends auch zwei Pakete überreicht, in denen sich Obst und Süßwaren befanden.
Ein besonderer Leckerbissen, da die Süßigkeiten von einem Partner aus Neapel gestiftet
wurden – bekanntermaßen ein Paradies für Freunde des Süßen…
„Außerdem haben
wir ihnen zur Erinnerung an den Tag einen Schlüsselanhänger mit einem Bildchen des
Papstes geschenkt. Viele Male haben unsere Schützlinge gerufen: Viva il Papa, es lebe
der Papst! Und dann gab es noch eine sehr schöne und einzigartige Szene: viele der
Gäste sind zu uns gekommen und haben Briefchen, Schreiben und kleine Aufmerksamkeiten
für den Papst mitgebracht, die wir ihm so früh wie möglich mit einigen Bildern vom
Abend zukommen lassen wollen. Denn diese Aufmerksamkeiten drücken die Dankbarkeit
unserer Schützlinge gegenüber dem Papst aus.“
In den 144 Jahren seines
Bestehens hätte der Zirkel stets Solidaritätsaktivitäten durchgeführt – doch in den
vergangenen Jahren der Krise hätten sich sowohl die Anzahl der Betreuten als auch
die Herkunft der Hilfsbedürftigen gewandelt, so Franco Camaldo:
„Johannes
Paul II. benutzte eine sehr schöne Definition für den Zirkel: ,Der Circolo di San
Pietro ist der Arm der Nächstenliebe des Papstes für die Armen Roms´. Das war schon
immer so: während des Zweiten Weltkrieges, in den Küchen des Papstes, die die Küchen
des Zirkels waren, bekam man die Papstsuppe. Heute haben wir eine neue Identität des
Armen: vorher kamen viele Ausländer von außerhalb der Union; heute kommen hingegen
viele Italiener, denen es aufgrund der Krise nicht mehr gelingt, ihre Rechnungen zu
bezahlen und die es aus eigenen Mitteln nicht mehr bis zum Ende des Monats schaffen.“
Diese
„neuen Armen“ hätten Bedarf an allem, erklärt Camaldo. Von einer Erstversorgung mit
einem warmen Essen über die Zuneigung, die Solidarität und die Nächstenliebe, die
ihnen im Zirkel entgegen gebracht werden. Eine wichtige Rolle im Jahreskreis spiele
auch der Tag der Nächstenliebe des Papstes, der um das Hochfest Petrus und Paul organisiert
wird.
„Der Zirkel sammelt das, was früher ,Obolus des heiligen Petrus´ genannt
wurde und heute ,Obolus für die Nächstenliebe des Papstes´ heißt. Dieses Jahr, wie
jedes Jahr, haben etwa 150 Mitglieder in den Tagen vom 28. bis zum 30. Juni die Kollekten
in den vier päpstlichen Basiliken Roms eingesammelt. Der Zirkel sammelt außerdem das
ein, was in den einzelnen Pfarreien Roms gespendet wird, denn der Kardinalvikar sendet
jedes Jahr einen Brief an die einzelnen Pfarrer, in denen er darum bittet, dass die
Kollekten diesem Zweck zugeführt werden. Der Erlös wird dem Papst dann während der
Audienz übergeben, die er dem Zirkel jedes Jahr gewährt.“