Großbritannien: Künftig Kinder mit drei genetischen Eltern?
Als „enormen ethischen Rückschritt“ hat das Wiener Institut für medizinische Anthropologie
und Bioethik (IMABE) jene Form der Erbgutmanipulation bezeichnet, deren Einführung
Großbritannien am Freitag beschlossen hat. Künftig gibt es dort unter bestimmten Voraussetzungen
die künstliche Befruchtung mit dem genetischen Erbgut von zwei Müttern und einem Vater,
wodurch Paare mit einer mitochondrialen Erkrankung Chance auf ein gesundes Kind bekommen
sollen. Der Kern einer Eizelle der erbkranken Mutter wird bei diesem Verfahren in
die Eizelle einer Spenderin gegeben, der man zuvor sämtliche genetische Informationen
außer den Mitochondrien entnommen hat; das Ergebnis wäre ein Kind mit der DNA von
drei Personen.
Breite Ablehnung aus der Fachwelt
Das
von der britischen Regierung nun genehmigte Verfahren, das in Großbritannien in zwei
Jahren verfügbar sein soll, ist in der Wissenschaft seit Anfang an höchst umstritten.
Die Technik sei „unnötig, unsicher und von den meisten Begutachtern zurecht abgelehnt“,
zitiert die BBC etwa David King von „Human Genetics Alert“. King bezeichnete es als
„Grenzüberschreitung“, die in letzter Konsequenz zu einem Markt für eugenische Designer-Babys
führen werde. Das IMABE-Institut beruft sich in seiner Einschätzung auf einen am 20.
März unterzeichneten Brief von 30 internationalen Bioethikern an die Londoner „Times“,
die sich gegen dieses Verfahren aussprechen.