Russland/Vatikan: Treffen zwischen Papst und Patriarch?
Der katholische Moskauer Erzbischof Paolo Pezzi hat sich für ein baldiges historisches
Treffen von Papst Franziskus und dem russisch-orthodoxen Patriarchen Kyrill I. ausgesprochen.
Die Kirchenoberhäupter könnten theoretisch bereits „morgen“ zusammenkommen, sagte
er in einem Interview der Moskauer Tageszeitung „Kommersant“ vom Donnerstag. Einer
Begegnung stehe „grundsätzlich nichts entgegen“. Pezzi verwies allerdings darauf,
dass die russisch-orthodoxe Kirche auf einer gründlichen Vorbereitung eines Treffens
des Moskauer Patriarchen mit dem Papst bestehe, damit die Begegnung auch nutzbringend
sei. Er selbst könne schwer sagen, was noch dafür getan werden müsse. Alle Probleme
wie etwa der mehr als 20 Jahre alte Streit zwischen der orthodoxen Kirche und der
mit Rom verbundenen griechisch-katholischen Kirche um Sakralbauten in der Westukraine
seien lösbar. Seit der Kirchenspaltung von 1054 gab es keine Begegnung eines Papstes
mit einem Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche. Damals kam es in Konstantinopel
zum Schisma zwischen Rom und der Orthodoxie und damit zur bis heute andauernden Trennung
von West- und Ostkirche. Metropolit Hilarion gegenüber baldigem Treffen skeptisch
Der Außenamtschef des orthodoxen Moskauer Patriarchats, Metropolit Hilarion,
hatte zuletzt Hoffnungen auf eine baldige Begegnung von Franziskus und Kyrill I. gedämpft.
Der Zeitpunkt hänge hauptsächlich davon ab, wie schnell der Konflikt mit der griechisch-katholischen
Kirche in der Ukraine gelöst werde, sagte er im März. Die mit Rom verbundene Kirche
habe Anfang der 1990er Jahre nach ihrer Wiederzulassung Hunderte orthodoxe Gotteshäuser
gewaltsam an sich gerissen. Pezzi betonte, sowohl seine persönlichen Kontakte
zu Kyrill I. als auch die Beziehungen zu den orthodoxen Bischöfen, in denen es katholische
Pfarreien gebe, seien gut. Die katholische Gemeinde in Russland wachse, sei aber weiter
klein. Weniger als ein Prozent der Bevölkerung sei katholisch. Nur in der Region Kaliningrad,
Königsberg, sind es nach Angaben des Erzbischofs zwischen vier und fünf Prozent. (kna
28.06.2013 pr)