2013-06-24 16:42:10

Nordkorea: „Die Situation hat sich leicht verbessert“


RealAudioMP3 Ein katholisches Krankenhaus mitten in Nordkorea – kein Märchen, sondern Wirklichkeit. Positive Nachrichten aus dem Land, das immer wieder wegen Verletzung der Menschenrechte und Christenverfolgung traurige Schlagzeilen macht, hat Bruder Ansgar Stüfe OSB von der Erzabtei St. Ottilien. Er ist in diesen Tagen von einer Reise in die nordkoreanische Provinz Rasŏn zurückgekehrt, wo die Benediktiner ein Krankenhaus unterstützen – und zwar mit vollem Einverständnis der koreanischen Provinzregierung.

„Das ist eine Zone im Norden Nordkoreas an der Grenze zu China und auch in der Nähe von Wladiwostok zur russischen Grenze, und dort sind mehr Dinge möglich als im Rest von Korea. Daher hat man sich bereiterklärt oder hat sich geeinigt, dort ein Krankenhaus zu errichten, das von der Provinzregierung geführt, aber von uns unterstützt wird. Und das tolle ist, dass oben auf dem Eingang steht: ,Rasŏn international catholic hospital‘ – also es steht mitten in Nordkorea ein Krankenhaus, das katholisches Krankenhaus heißt!“

Bruder Ansgar war zum letzten Mal vor acht Jahren in Nordkorea. Er hat im Vergleich zu früher eine leichte Verbesserung der Lebensbedingungen beobachtet:

„Die Menschen können auch jetzt eigene Dinge unternehmen, was vorher nicht möglich war. Man sieht zum Beispiel jetzt auch Verkaufsstände, Restaurants, es ist also eine Privatwirtschaft im kleinen Rahmen möglich. Und vor allem hat sich das Land geöffnet zu China. Es ist eine Straße gebaut worden, die hat es vorher nicht gegeben, und es ist ein reger Grenzverkehr, der vorher nicht da war. Vorher waren die ja auch China gegenüber hermetisch abgeriegelt. Ich bin dort regelmäßig an der Grenze gewesen, da war fast kein Grenzverkehr.“

Von der Drohkulisse des Regimes, die die Medienberichterstattung über Nordkorea in den vergangenen Monaten bestimmt hat, sei vor Ort nichts zu spüren gewesen. Dem Benediktiner, der ausgebildeter Arzt ist, fiel in Rasŏn besonders eine Verbesserung der Ernährungssituation auf:

„Und ich habe vor allem (…) gesehen, dass die Kinder besser beieinander sind. Es gibt viel mehr Kinder als in China, weil da gibt’s keine Geburtenregelung. Und deswegen sieht man überall Klassen, die so rumgelaufen sind – also da habe ich den Eindruck gehabt, da hat sich die Ernährungslage verbessert, und die Felder waren alle bestellt. Es hat eigentlich einen etwa prosperierenden Eindruck gemacht.“

In den letzten zwei Jahren habe die Region einen „ständigen Aufschwung“ erlebt. Die nordkoreanische Führung erhoffe sich von der Hafenstadt Rasŏn und der dortigen Freihandelszone gute Wirtschaftsbeziehungen zu China und Russland, so Bruder Ansgar. China spielt nicht nur außenpolitisch für Nordkorea eine wichtige Rolle – die Volksrepublik habe ernsthaftes Interesse daran, dass es mit Nordkorea nicht bergab geht, erklärt der Benediktiner:

„China hat kein Interesse an einem Regimewechsel, aber sie wollen, dass es den Menschen besser geht, damit das Wohlstandsgefälle nicht zu groß wird. Ein Beispiel: Der Grenzfluss zwischen China und Nordkorea ist im Winter sehr niedrig, und dort gibt es keine besonderen Grenzbefestigungen, das ist ein ganz normaler Fluss. Und da gehen die Leute auf die andere Seite und arbeiten schwarz in China bei ihren Verwandten, und gehen dann wieder zurück, denn mit chinesischen Yuan kann man in Nordkorea praktisch alles kaufen. Das sind Dinge, die weder China noch Nordkorea gefallen, und deswegen müssen sie was machen.“

Nordkoreas Führung habe auch Interesse an einer medizinischen Versorgung der Bevölkerung. Diese Versorgung sei freilich mehr schlecht als recht - wohl auch deshalb sind das Krankenhaus und die katholische Hilfsarbeit in Rasŏn offiziell akzeptiert.

„Also ich denke schon das es da um das materielle Interesse geht, also dass wir helfen, die medizinische Versorgung zu garantieren, wozu ja die Regierung überhaupt nicht in der Lage ist. Und dass wir damit der Regierung auch helfen indirekt, der Bevölkerung zu zeigen, dass sie etwas tut, und zwar auf medizinischem Gebiet, wo bisher gar nichts gemacht wurde. Hier ist es das Interesse, das sich trifft: die Regierung möchte, dass die Bevölkerung bis zu einem gewissen Grad versorgt wird, und wir, dass die Menschen wissen, dass Christen so etwas machen, als Verkündigung, wenn man so will.“

Dass sich Nordkorea jetzt wirtschaftlich China gegenüber öffnet, könnte nach Ansicht von Bruder Ansgar langfristig auch einen positiven Effekt auf die Situation der Christen in dem Land haben - da könnte es ganz langsam mehr Freiheiten geben.

„Korea ist ja eines der wenigen konfuzianistischen Länder, wenn wir an Japan, Korea und China denken, die sich dem Christentum wirklich auf breiter Ebene geöffnet haben. Und die katholischen Christen in Korea sind äußerst aktive und überzeugte Christen, und ich denke, dass auch Nordkorea irgendwann einmal wieder blühen wird. Und es ist ganz klar, dass man über diese Öffnung, also etwa mit der Einreise vieler Touristen, nicht verhindern kann, dass auch religiöse Menschen einreisen. Also das sind alles Möglichkeiten, die wir nutzen. Wir sind an einen langen Atem gewöhnt, und ich denke, dass wir da auf Dauer Erfolg haben werden.“

(rv/pm 24.06.2013 pr)







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