Großbritannien: Anglikaner beraten über Einschnitte im Wohlfahrtssystem
Die anglikanische Staatskirche von England will bei ihrer bevorstehenden Generalsynode
auch über die Einschnitte der Regierung ins britische Wohlfahrtssystem beraten. Es
gelte, ein „scharfes Auge auf die Auswirkungen zu haben, die soziale Einschnitte auf
die verletzlichsten Mitglieder der Gesellschaft“ hätten, heißt es in einem am Sonntag
bekanntgewordenen Bericht, der in zwei Wochen vor der Generalsynode vorgestellt werden
soll. Der „irreführenden Charakterisierung aller Sozialhilfeempfänger als Schnorrer“
gelte es entschieden entgegenzutreten. In dem Bericht an die Synode wird betont,
dass der größte Teil des sogenannten Wohlfahrtsbudgets für staatliche Pensionen verwandt
werde. Die öffentliche Wahrnehmung habe sich aber sehr schnell auf eine Armutsdebatte
mit vermeintlich „verdienter“ und „unverdienter“ Armut eingeschossen. Arbeitslosigkeit
werde darin vornehmlich nicht als unglückliche Folge von wirtschaftlicher Konjunktur
und Wandel diskutiert, sondern als moralisierende Bewertung, ob eine Person arbeiten
wolle oder nicht. Aus solchem Populismus könnten Mitglieder politischer Parteien Kapital
schlagen. Eine Gesellschaft, die in Kauf nehme, dass große Teile der Bürger in Armut
leben, könne nicht nachhaltig funktionieren, warnt der Bericht. In harten Zeiten verließen
sich Menschen traditionell ebenso auf ihre Nachbarschaft wie auf den Staat. Da wirke
es verhängnisvoll, wenn Sozialreformen Menschen durch Kürzungen beim Wohngeld nötigten,
ihre Wohnungen und Viertel zu verlassen und so das soziale Gefüge zu destabilisieren. Die
anglikanische Generalsynode tagt vom 5. bis 9. Juli in York. Die Vorstellung des Sozialberichts
ist für den Sonntag, den 7. Juli, vorgesehen. Innerkirchlich brisantester Tagesordnungspunkt
ist die Fortsetzung der Debatten über eine Öffnung des Bischofsamtes für Frauen. (kna
23.06.2013 pr)