Sechs iranische Christen sind am Wahlwochenende wegen ihres Glaubens zu Haftstrafen
verurteilt worden. Das meldet das Hilfswerk „Open Doors“. Vier Männer, eine Frau und
ein Jugendlicher wurden nach diesen Angaben von einem Revolutionsgericht in Shiraz
für schuldig befunden, Mitglied einer christlichen Hauskirche zu sein. Sie saßen bereits
seit Februar 2012 in Untersuchungshaft, wo sie 16 Monate auf ihren Prozess warten
mussten.
Im Iran wird Religion als Frage der nationalen Sicherheit betrachtet.
Deshalb können nur muslimische Geistliche das Amt eines Richters bekleiden. Das Gericht
verurteilte die Männer zu 44 bzw. 52 Monaten Gefängnis, die Frau und ihren Sohn zu
je zwei Jahren Gefängnis auf Bewährung.
Die Urteile wurden an dem Tag gesprochen,
als im Iran die Präsidentenwahl die Nachrichtenlage dominierte. Der Prozess gegen
die Christen blieb in den iranischen Medien unerwähnt. Von dem neuen iranischen Präsidenten
Hassan Rouhani erwarten Christen indes keinen wirklichen Wandel. Eine „Open Doors“-Kontaktperson
sagte in Bezug auf den neuen Präsidenten: „Die Christen, mit denen ich vor kurzem
sprechen konnte, sind eher nüchtern. Sie haben keine großen Hoffnungen, dass sich
etwas bewegt.“ Eine iranische Christin erklärte: „Machen wir uns nichts vor: In den
westlichen Medien wurden die Kandidaten in Konservative und Reformer eingeteilt. Aber
alle gehören zum Team von Ayatollah Khamenei.“