2013-06-16 11:54:08

Papst Franziskus: „Christsein bedeutet Realist sein“


RealAudioMP3 „Im Glauben haben wir Leben”: Das ist das Thema, aber auch die Herausforderung der Tage, die an diesem Wochenende im Vatikan insbesondere dem „Evangelium vitae“, also dem Lebensschutz und der Erinnerung an die gleichnamige Enzyklika Johannes Paul II., gewidmet sind. Bereits seit Samstag war Rom bevölkert von Vertretern des „Volkes des Lebens“, die den Wert des menschlichen Lebens in jedem Stadium und in jeder Verfassung als unantastbar ansehen und sich im täglichen Einsatz um Hilfsbedürftige kümmern. Zahlreich waren die Teilnehmer auf Einladung des Päpstlichen Rates für Neuevangelisierung und des päpstlichen Rates für Krankenpastoral am Samstag zum Grab des Apostels Petrus gepilgert, hatten Katechesen in verschiedenen Sprachen gelauscht und am Abend schließlich einen Fackelzug von der Engelsburg mit anschließender Andacht durchgeführt. Am Sonntag nahmen sie an der großen Messe auf dem Petersplatz teil, die im Rahmen des „Jahres des Glaubens“ gefeiert wurde. Seine Gedanken zu den Lesungen und dem Evangelium des Tages (2. Samuel, 12,7-10; 13, Galaterbrief 2,16; 19-21 sowie Lk 7,36-8,3) fasste Papst Franziskus in seiner Predigt in Kürze zusammen:

„Ausgehend von dem Wort Gottes, das wir gehört haben, möchte ich euch drei einfache Meditations-Impulse für unseren Glauben geben: Vor allem: Die Bibel offenbart uns den lebendigen Gott, den Gott, der Leben und Quelle des Lebens ist. Zweitens: Jesus Christus schenkt das Leben, und der Heilige Geist erhält uns im Leben. Drittens: Dem Weg Gottes zu folgen, führt zum Leben, den Götzen zu folgen, führt dagegen zum Tod.“

Der Papst unterstrich vor den zahlreichen anwesenden Gläubigen die Bedeutung, die dem Geschenk des Lebens in allen seinen Erscheinungsformen zukomme. Christsein, so führte Franziskus seine Kurzmeditationen weiter aus, bedeute nicht etwa Lebensfremdheit oder „Vergeistigung“, sondern Realismus und Fruchtbarkeit:

„Sind wir offen für den Heiligen Geist? Lassen wir uns von ihm führen? Der Christ ist ein geistlicher Mensch, und das bedeutet nicht etwa, dass er einer ist, der „in den Wolken“ lebt, außerhalb der Wirklichkeit (als sei er ein Geist), nein! Der Christ ist ein Mensch, der im täglichen Leben Gott gemäß denkt und handelt, ein Mensch, der zulässt, dass sein Leben vom Heiligen Geist belebt und genährt wird, damit es ein erfülltes Leben sei, in der wirklichen Gotteskindschaft. Und das bedeutet Realismus und Fruchtbarkeit. Wer sich vom Heiligen Geist leiten lässt, ist ein Realist, versteht die Wirklichkeit einzuschätzen und zu beurteilen und ist auch fruchtbar: Sein Leben bringt rings um ihn Leben hervor.“

Verhaltensweisen wie der Ehebruch des Königs Davids, der im eben gehörten Buch Samuel beschrieben werde, dienten dem reinen Egoismus und säten in letzter Instanz sogar den Tod. Doch König David habe schließlich sein Fehlverhalten erkannt und bereut, und Gott, der dieses nicht duldete, um Verzeihung gebeten.

„Was für ein Bild haben wir von Gott? Vielleicht erscheint er uns als ein strenger Richter, als jemand, der unsere Freiheit zu leben einschränkt. Aber die ganze Heilige Schrift erinnert uns doch daran, dass Gott der Lebende ist, derjenige, der das Leben schenkt und den Weg zum erfüllten Leben weist. Ich denke an den Anfang des Buchs Genesis: Gott formt den Menschen aus Erde vom Ackerboden, bläst in seine Nase den Lebensatem, und so wird der Mensch zu einem lebendigen Wesen (vgl. 2,7). Gott ist die Quelle des Lebens; seinem Atemhauch verdankt der Mensch sein Leben, und sein Atemhauch ist es, der den Gang seines irdischen Lebens erhält.“

In der Tat, so schloss Franziskus seine Predigt, sei es gerade das „Ja“ zu Gott und zu seinem Gesetz, das Hinhören auf die Botschaft seines Evangeliums, das uns frei mache:

„Sagen wir ja zur Liebe und nein zum Egoismus, sagen wir ja zum Leben und nein zum Tod, sagen wir ja zur Freiheit und nein zur Versklavung durch die vielen Götzen unserer Zeit; in einem Wort: Sagen wir ja zu Gott, der Liebe, Leben und Freiheit ist und niemals enttäuscht (vgl. 1. Joh 4,8; Joh 11,25; Joh 8,32). Allein der Glaube an den lebendigen Gott rettet uns – der Glaube an den Gott, der uns in Jesus Christus sein Leben geschenkt hat und uns durch die Gabe des Heiligen Geistes als wahre Kinder Gottes mit seiner Barmherzigkeit leben lässt. Dieser Glaube macht uns frei und glücklich.“

(rv 16.06.2013 cs)







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