Venezuela: „Maduro sucht die Unterstützung der Kirche"
Der neue venezolanische
Präsident Nicolás Maduro sucht angesichts der gespannten Lage in seinem Land die Unterstützung
der katholischen Kirche. Das sagt der Venezuela-Länderreferent des Lateinamerikahilfswerkes
Adveniat, Reiner Wilhelm, im Interview mit Radio Vatikan. Maduro trifft am kommenden
Montag mit Papst Franziskus im Vatikan zusammen.
„Nicolás Maduro steht
intern unheimlich unter Druck. Einerseits wirft ihm die Opposition nach wie vor Wahlbetrug
vor. Andererseits ist auch in den eigenen Reihen der interne Machtkampf noch nicht
zu Ende. Insofern muss er auch Alliierte suchen, und die versucht er bei der Kirche
zu finden.“
Maduro hatte angekündigt, die Politik seines Vorgängers Hugo
Chávez, als dessen Ziehsohn er gilt, fortzusetzen. Radio Vatikan wollte von Wilhelm
wissen, wie sich das auf das Verhältnis der Regierung zur katholischen Kirche in Venezuela
auswirken könnte.
„Er versucht natürlich, die Kirche für sich zu benutzen.
Aber der Zielpunkt seiner Politik sind die Armen. Er kommt ja selber aus recht einfachen
Verhältnissen und ist geprägt durch die Gewerkschaftsbewegung, die ja vor allem bei
den Arbeitern und bei den armen Leuten starken Rückhalt hat. Deshalb spielt er mit
der einfachen Volksreligiosität der Menschen, und da benutzt er regelmäßig diese Symbole.“
Die wirtschaftliche und soziale Lage Venezuelas sei aktuell zum Zerreißen angespannt,
so der Beobachter: die Inflation sei „galoppierend“, ebenso die Korruption, Gewalt
greife um sich. Auch deshalb hoffe Maduro auf den Einsatz der Kirche für den Zusammenhalt
in der Gesellschaft, die inzwischen nicht nur polarisiert, sondern gespalten sei: „Deshalb
hat Maduro ja auch an die Kirche appelliert, mitzuhelfen, wieder aufzubauen, sich
an einen Tisch zu setzen. Die Kirche hat darauf regiert und versucht auch ihrerseits
Brücken zu bauen. Aber im Volk selber ist die Situation sehr sehr schwierig geworden.
Auch die Gewaltsituation hat sich immens verschärft: Für ein Stück Brot kann es einem
passieren, dass man überfallen wird und verletzt wird. Die Situation ist sehr stark
eskaliert, und man weiß auch nicht, wo es hingeht. Es bleibt nur zu hoffen, dass sich
die Situation verbessert und die Kirche in der Lage ist, den Dialog mit den verfeindeten
Gruppen zu schaffen.“