Der Herr möge uns
die Gnade geben, dass wir auf die Kommentare achten, die wir über andere machen: Das
hat Papst Franziskus an diesem Donnerstag bei seiner Messe in der Casa Santa Marta
betont. Anstelle von Verleumdung solle Milde treten. Franziskus predigte dieses Mal
auf Spanisch, denn er feierte den Gottesdienst mit Mitarbeitern der argentinischen
Botschaft und des argentinischen Konsulats in Italien. Seit dem 26. Februar habe er
keine Messe mehr auf Spanisch gefeiert, gestand Franziskus, der sich nun über diese
Möglichkeit freute: „das hat mir gut getan“. Zugleich dankte der Papst den Anwesenden
für alles, was sie für seine Heimat täten.
„Eure Gerechtigkeit sei weit größer
als die der Schriftgelehrten und der Pharisäer“ sagte Franziskus in seiner Predigt
unter Berufung auf das, was Jesus seinen Jüngern laut dem Matthäusevangelium sagt.
Diese Worte spricht Jesus nach den Seligpreisungen und nachdem er klargestellt hat,
dass er nicht gekommen ist, um das Gesetz aufzuheben, sondern um es zu erfüllen. Franziskus
erläuterte dazu: „Das ist eine Reform ohne Bruch, eine Reform der Kontinuität: Vom
Samen bis hin zur Frucht“. Das was „in das Leben der Christen“ eintritt, habe übergeordnete
Ansprüche, aber keine übergeordneten Vorteile. Jesus zähle einige dieser Ansprüche
auf und gehe dabei besonders auf das Thema der „negativen Beziehungen zu den Brüdern“
ein. Wer schlecht über andere rede, der verdiene es, in der Hölle zu sein.
Wenn
in unseren Herzen also „etwas Negatives“ ist, dann „ist da etwas, das nicht richtig
funktioniert, und du musst dich bekehren, du musst dich ändern“, so Papst Franziskus.
Wut sei ein Angriff gegen den Bruder, auf einer Straße mit dem Tod. Vor allem in der
lateinischen Tradition stellte Franziskus jedoch fest, dass Schmähworte erfinden fast
schon zu einer „wunderbaren Kreativität“ geworden sei. Solange das nur freundschaftlich
sei, sei das ja auch in Ordnung. Aber: Wenn da „der Mechanismus der Beleidigung“ in
Kraft tritt, dann ist das „Verleumdung des anderen.“
„Man muss nicht zum
Psychologen gehen um zu verstehen, dass jemand, der einen anderen verleumdet das tut,
weil er selbst sich nicht weiterentwickeln kann. Deshalb hat so jemand das Bedürfnis,
den anderen zu erniedrigen, um sich selbst größer zu fühlen. Und das ist ein sehr
hässlicher Mechanismus. Jesus sagt uns mit seiner Einfachheit: ,Verleumdet einander
nicht, Brüder!’. Denn am Ende folgen wir alle der gleichen Straße – wir alle sind
auf der Straße, die uns zum Ende führt. Und wenn wir diesen Weg nicht brüderlich gehen,
werden wir alle schlecht enden: Derjenige, der andere beschimpft und der, der beschimpft
wird. Wer nicht in der Lage ist, seine Zunge in Zaum zu halten, verliert sich.“
Die
natürliche Aggressivität, die Kain bei Abel hatte, wiederhole sich im Lauf der Geschichte,
so Franziskus. Das heiße nicht, dass der Mensch schlecht wäre, aber wir alle seien
schwach und Sünder. Deshalb sei es viel einfacher, Situationen mit Beleidigungen,
mit einem Gerücht oder mit einer Verleumdung abzutun, als sie im Guten zu klären.
„Ich möchte den Herrn bitten, dass er uns allen die Gnade schenkt, dass
wir mehr auf das achten, was wir über andere Sagen. Das ist nur eine ,kleine Buße’
aber sie trägt große Früchte. Manchmal bleibt man hungrig und denkt sich: ,ach, wie
schade, jetzt habe ich es nicht ausgekostet, diesen kleinen, bösen Seitenhieb gegen
den anderen auszuführen’. Aber auf lange Sicht hin, wird es seine Früchte tragen und
uns gut tun, wenn wir auf unsere Worte achten. Deshalb müssen wir den Herrn um diese
Gnade bitten: Dass er unser Leben an dieses neue Gesetz anpasst, dass das Gesetz der
Milde ist, das Gesetz der Liebe und das Gesetz des Friedens. Dass wir wenigstens ein
wenig unsere Zunge im Zaum halten, bei dem, was wir über andere sagen oder bei Wutausbrüchen,
die uns zu Beleidigungen und zu schnellem Ärger führen. Der Herr möge uns allen diese
Gnade gewähren!“ Zum Ende der Messe fügte Franziskus an, dass er gerne dem
Herrn für die glückliche Fügung danken wolle, dass auch der Großerzbischof Sviatoslav
Shevchuk aus der Ukraine, der auch als Apostolischer Administrator in Buenos Aires
tätig war, anwesend war. Shevchuk war für die Synode nach Rom gekommen und habe so
mit an „dieser Erinnerung an Argentinien“ teilnehmen können, so Papst Franziskus.
(rv 13.06.2013 sta)