2013-06-09 09:45:17

Papstbotschaft zu den Zehn Geboten: Anweisungen zur Freiheit


RealAudioMP3 Zehn Gebote – Zehn Plätze. So heißt eine Aktion der italienischen Bischofskonferenz in Mailand, die unter anderem vom Päpstlichen Rat für Neuevangelisierung vorbereitet wurde. An diesem Samstagabend sprach Papst Franziskus sein Grußwort. Wir dokumentieren den Text in einer Arbeitsübersetzung

Euch allen einen guten Abend!

Ich freue mich, gemeinsam auf den wichtigsten Plätzen Italiens die Zehn Gebote neu zu lesen. Das Projekt heißt „Wenn die Liebe deinem Leben Sinn gibt“ und handelt von der Kunst, nach den Zehn Geboten zu leben, welche Gott nicht nur Moses, sondern auch uns, allen Frauen und Männern aller Zeiten gegeben hat.
Ich danke den Verantwortlichen der Charismatischen Erneuerung, die diese lobenswerte Initiative gemeinsam mit dem Päpstlichen Rat für die Förderung der Neuevangelisierung und der italienischen Bischofskonferenz ergriffen haben. Ich danke allen, die mit Großzügigkeit zur Verwirklichung dieses Projektes im Jahr des Glaubens beigetragen haben.

Fragen wir uns also: Welchen Sinn haben diese Zehn Worte für uns? Was sagen sie unserer aufgeregten und verwirrten Zeit, die immer weniger mit Gott zu tun haben will?

Geschenk des Schöpfers

Erstens: Die Zehn Gebote sind ein Geschenk Gottes. Das Wort „Gebot“ ist außer Mode, im Menschen von heute ruft sie etwas Negatives wach, den Willen eines anderen, der Grenzen setzt, der dem Leben Hindernisse in den Weg legt. Und leider ist die Geschichte, auch die jüngere, gezeichnet von Tyranneien, Ideologien, von unterdrückenden und auferlegenden Denkweisen, die nicht das Gute für den Menschen, sondern Macht, Erfolg und Profit gesucht haben. Aber die Zehn Gebote kommen von einem Gott, der aus Liebe geschaffen hat, von einem Gott, der einen Bund mit der Menschheit geschlossen hat, von einem Gott, der für den Menschen nur das Gute will. Vertrauen wir Gott! Trauen wir Ihm!
Die Zehn Gebote zeigen uns den Weg, den wir gehen sollen, und sie bilden auch einen ‚ethischen Kodex’ für den Aufbau einer gerechten Gesellschaft, nach dem Maß des Menschen.

Wie viele Ungleichheiten gibt es in der Welt! Wie viel Hunger nach Brot und nach Wahrheit! Wie viel moralische und materielle Armut kommen aus der Zurückweisung Gottes und daher, dass an seine Stelle Götzen gesetzt werden! Lassen wir uns von den Zehn Geboten leiten, die den, der Frieden, Gerechtigkeit und Würde sucht, erleuchten und ihm Orientierung geben.

Weg der Freiheit

Zweitens: Die Zehn Gebote zeigen einen Weg der Freiheit, der die Fülle des Gesetzes des Geistes nicht auf Tafeln aufgeschrieben, sondern im Herzen findet (2 Kor 3:3): Hier sind die Zehn Gebote geschrieben! Es ist grundlegend sich daran zu erinnern, wie Gott dem Volk Israel durch Moses diese Zehn Gebote gegeben hat. Am Roten Meer hatte das Volk die große Befreiung erfahren, sie hatten mit eigener Hand die Macht und Treue Gottes gespürt, des freimachenden Gottes. Nun zeigt Gott selbst auf dem Sinai dem Volk und uns allen den Weg, frei zu bleiben, ein Weg der in das Herz des Menschen eingeschrieben ist, wie ein universales moralisches Gesetz (Ex 20:1-7, Dt 5:1-22).

Wir dürfen die Zehn Gebote nicht als Begrenzung der Freiheit sehen, das sind sie nicht, wir müssen sie sehen als Anweisungen zur Freiheit. Sie lehren uns, die Sklaverei derer zu vermeiden, in die uns die vielen Götzen zwingen, die wir uns selber schaffen – wir haben das in der Geschichte oft gesehen und sehen es heute. Sie lehren uns, uns einer Dimension zu öffnen, die weiter ist als die materielle; den Respekt vor den Menschen zu leben, die Habsucht der Macht zu vermeiden, des Besitzes, des Geldes. Sie lehren uns, ehrlich zu sein und echt in unseren Beziehungen und die gesamte Schöpfung zu bewahren und unseren Planeten mit hohen, noblen und geistlichen Idealen zu nähren.

Den Zehn Geboten folgen bedeutet, uns selbst treu zu sein, unserem authentischen Selbst, und auf die wahre Freiheit zuzugehen, die Christus in den Seligpreisungen verkündet hat (Mt 5:3-12.17; Lk 6:20-23).

Gesetz der Liebe

Drittens: Die Zehn Gebote sind ein Gesetz der Liebe. Moses ist auf den Berg gestiegen, um von Gott die Tafeln des Gesetzes zu erhalten. Jesus macht den umgekehrten Weg: Der Sohn Gottes erniedrigt sich, steigt in unsere Menschlichkeit herab um den tiefen Sinn dieser Zehn Worte zu zeigen: Liebe den Herrn von ganzem Herzen, ganzer Seele und ganzer Kraft und den Nächsten wie dich selbst (Lk 19:27).

Das ist der tiefe Sinn der Zehn Gebote: Das Gebot Jesu, das in sich alle Gebote enthält, das Gebot der Liebe. Deswegen spreche ich davon, dass die Zehn Gebote Gebote der Liebe sind. Hier ist das Herz der Zehn Gebote: Die Liebe, die von Gott kommt und dem Leben Sinn gibt; eine Liebe, die uns nicht als Sklaven, sondern als echte Kinder leben lässt; eine Liebe, die all unsere Beziehungen belebt: Mit Gott, mit uns selbst – was wir oft vergessen – und mit dem Nächsten.

Die echte Freiheit ist nicht, unserem eigenen Egoismus zu folgen, unseren blinden Leidenschaften, sondern zu lieben und das Gute zu suchen in allen Momenten des Lebens. Die Zehn Gebote sind keine Hymne an das „Nein“, es geht um das „Ja“, um das „Ja“ zu Gott, das „Ja“ zur Liebe. Weil ich aber „Ja“ zur Liebe sage, sage ich „Nein“ zur Nichtliebe, aber dieses „Nein“ ist eine Folge dieses „Ja“, das von Gott kommt und uns lieben lässt.
Entdecken wir neu die Zehn Worte Gottes! Sagen wir „Ja“ zu diesen „Zehn Wegen der Liebe“, vollendet in Christus, um den Menschen zu verteidigen und ihn zur wahren Freiheit zu führen!

Die Jungfrau Maria begleite uns auf diesem Weg. Von ganzem Herzen schenke ich euch meinen Segen, euren Lieben, eurer Stadt.
Danke euch allen!

(rv 08.06.2013 ord)








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