2013-06-08 12:09:05

Papst empfängt Napolitano: Religionsfreiheit stärken, Armut bekämpfen


RealAudioMP3 Die Religionsfreiheit und die Wirtschaftskrise - das waren die Themen, die Papst Franziskus an diesem Samstag gegenüber dem italienischen Staatspräsidenten Giorgio Napolitano ansprach. Napolitano und seine Begleiter kamen um 11 Uhr zum ersten offiziellen Staatsbesuch unter Papst Franziskus in den Vatikan. Teil der 14-köpfigen Gruppe, die den Staatspräsidenten begleitete, waren unter anderen seine Ehefrau, der italienische Botschafter beim Heiligen Stuhl Francesco Maria Greco und die italienische Außenministerin Emma Bonino.

Sowohl Franziskus als im Anschluss auch Napolitano hielten eine kurze Ansprache. In Erinnerung an das Mailänder Edikt, das dieses Jahr sein 100-jähriges Jubiläum feiert, ging Papst Franziskus in seiner Rede besonders auf die Religionsfreiheit ein:

„In der Welt von heute wird die Religionsfreiheit viel öfter beteuert, als sie dann tatsächlich auch umgesetzt wird. In der Tat wird die Religionsfreiheit oft bedroht und nicht selten auch verletzt. Die schweren Konflikte, die damit verbunden sind, sind Grund zu ernsthafter Besorgnis und fordern den gemeinsamen Einsatz aller Länder auf der Welt – um so die Würde der Menschen wieder durchzusetzen, entgegen aller Angriffe auf sie. Es ist Aufgabe aller, die Religionsfreiheit zu verteidigen und sie zu verbreiten.“

Wenn die Religionsfreiheit geschützt und gewährt werde, sei dies auch eine Garantie für das Wachstum und die Entwicklung der gesamten Gemeinschaft, so Franziskus. Ein zweiter wichtiger Punkt, über den der Papst ausführlich sprach, war die immer noch andauernde weltweite Wirtschaftskrise, die Italien - wie andere Länder auch - stark betrifft. Dass Familien und soziale Beziehungen geschwächt würden und der Profit wichtiger sei, als die Arbeit, bereite ihm große Sorge, erklärte der Papst. Das gelte auch für die aktuellen geringen Zukunftschancen der Jugendlichen und für den demographischen Wandel.

„In diesem sicherlich nicht leichten Kontext ist es fundamental, demokratische Einrichtungen zu unterstützen und zu entwickeln, wozu in den vergangenen Jahrzehnten in bestimmender, treuer und kreativer Weise auch die italienischen Katholiken beigetragen haben. In einem Moment der Krise wie dieser muss also dringend vor allem unter den jungen Leuten politisches Engagement wieder interessant werden. Gläubige und nicht Gläubige müssen zusammenarbeiten für eine Gesellschaft, die Ungerechtigkeiten überwinden kann und jeden Menschen am Gemeinwohl teilhaben lässt – gemäß seiner Würde und seiner Fähigkeiten.“

Napolitano erklärte in seiner Rede, auch in Italien gebe es sehr viel Armut, in den Jahren der Krise noch viel mehr. Die Notwendigkeit einer neuen Entwicklung der Wirtschaft und der Gesellschaft betreffe aber ganz Europa, so der italienische Staatspräsident. Sowohl Napolitano als auch Franziskus unterstrichen, dass angesichts der schwierigen Lage und der aktuellen Probleme die Hoffnung nicht aufgegeben werden dürfe. Napolitano betonte zudem ebenfalls, dass die Religionsfreiheit heutzutage an zu vielen Orten noch missachtet und brutal verwehrt werde und dass es selbstverständlich die Aufgabe aller sei, sie zu schützen - besonders auch da, wo Christen betroffen seien. Gleichzeitig ging Napolitano darauf ein, dass in Italien auch immer der interreligiöse Dialog eine große Rolle spiele und gespielt habe. Das gelte ebenso für den Dialog zwischen Gläubigen und Nichtgläubigen. Aus einer Vatikanmitteilung nach dem Treffen geht außerdem hervor, dass der Papst und der italienische Staatspräsident auch die Konflikte im nahen Osten und die Instabilität in Nord-Afrika angesprochen hätten.

Napolitano wurde im April zu einer zweiten siebenjährigen Amtszeit wiedergewählt. Bereits bei der Amtseinführung des neuen Papstes am 19. März hatten sich die beiden getroffen. Seinen ersten offiziellen Staatsbesuch im Vatikan machte Napolitano am 20. November 2011 beim damaligen Papst, Benedikt XVI.

(rv/adnkronos 08.06.2013 sta)








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