Nach Informationen der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) und
der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat die Zahl der Anklagen wegen Gotteslästerung
sprunghaft zugenommen. Mindestens sieben Todesurteile seien bekannt, berichtete die
IGFM am Mittwoch in Frankfurt. Unter Hosni Mubarak habe es jährlich im Schnitt ein
bis zwei Prozesse dieser Art gegeben. Die GfbV sprach von 36 Blasphemieverfahren in
den Jahren 2011/2012. Zehn Personen seien verurteilt worden. Seit der Machtübernahme
der Muslimbrüder seien Blasphemie-Vorwürfe „von einem Randphänomen zu einem Machtmittel“
geworden, betonte die IGFM. Erschreckend sei die Härte der Urteile. Die IGFM sprach
sich für die Abschaffung von Blasphemiegesetzen aus. Opfer der Vorwürfe seien meist
Minderheiten.
Laut GfbV fühlen sich die koptischen Christen in Ägypten durch
die steigende Zahl der Blasphemieverfahren zunehmend eingeschüchtert und in ihrer
Glaubenfreiheit verletzt. Richter seien einem massiven Druck muslimischer Extremisten
ausgesetzt und könnten nicht mehr unabhängig urteilen. Vor allem Lehrer seien dem
Vorwurf der Gotteslästerung ausgesetzt.