Vertreter aus Wissenschaft und Politik haben entschieden das Vorgehen russischer Behörden
gegen das Moskauer Lewada-Zentrum kritisiert. Die russische Staatsanwaltschaft hatte
das einzige unabhängige Meinungsforschungsinstitut des Landes aufgefordert, sich als
„ausländischer Agent“ registrieren zu lassen. Sie wertet die soziologische Arbeit
des Lewada-Zentrums als politische Betätigung und wirft dem Institut vor, mehrere
100.000 Euro von ausländischen Stiftungen angenommen zu haben.
Deutsche Wissenschaftler
und Politiker sehen in diesem Vorgehen gegen das Institut einen „Angriff auf die Freiheit
der Wissenschaft und auf die Meinungsfreiheit“ mit dem Ziel, „jene Kräfte der russischen
Zivilgesellschaft einzuschüchtern und zu zerstören, die der Staatsmacht nicht genehm
sind.“ Dies geht aus einem gemeinsamen Protestaufruf an den russischen Staatspräsidenten
Wladimir Putin hervor. Unter den mehr als 30 Erstunterzeichnern sind auch die ehemalige
Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth sowie der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses
des Bundestages, Ruprecht Polenz. Auch zahlreiche Wissenschaftler unterstützen den
Appell, so etwa der Religionswissenschaftler Thomas Bremer. Seit November sind
Nichtregierungsorganisationen in Russland per Gesetz verpflichtet, sich beim Staat
zu melden, wenn sie aus dem Ausland Geld erhalten und politisch aktiv sind. Eine Folge
dieser Registrierung sind regelmäßige Kontrollen: Seit März 2013 haben die russischen
Behörden bereits mehr als tausend Nichtregierungsorganisationen überprüft; gegen mindestens
zehn von ihnen wurden Sanktionen verhängt. Staatspräsident Wladimir Putin hatte aufgrund
der internationalen Kritik an diesem Vorgehen erklärt, Russland wolle auslandsfinanzierte
Organisationen nicht verbieten, sondern Transparenz erreichen.