2013-05-21 15:09:35

Syrien: „Christen sollen vertrieben werden“


RealAudioMP3 Die Kämpfe in Syrien gehen mit unveränderter Härte weiter, erst am Sonntag hat die syrische Armee die von Rebellen besetzte Stadt Al-Kuseir wieder eingenommen. Den Kampfhandlungen sind mindestens 50 Menschen zum Opfer gefallen, darunter auch zahlreiche Söldner der libanesischen Hisbollah, die sich mittlerweile offen dazu bekennen, auf Seiten der Regierungstruppen in Syrien gegen die Rebellen zu kämpfen. Der US-amerikanische Präsident Barack Obama hat in seinem kürzlich erfolgten Treffen mit dem libanesischen Präsidenten seiner Sorge über die Verstrickung der Hisbollah in den Konflikt Ausdruck verliehen, und auch Israel hat bereits punktuelle Aktionen auf syrischem Gebiet gestartet. Wolfgang Schwaigert ist Syrienexperte und Berater der evangelischen Landeskirche Baden-Württemberg für Fragen des Nahen Ostens. Er erklärte uns im Interview, dass die Situation im gesamten Nahen Osten ein Pulverfass ist, das vor allem für Christen bedenklich ist:

„Die Verlierer bei diesem ganzen Konflikt sind gegenwärtig die Christen. Ich nehme an, es wird in den nächsten Jahrzehnten im Mittleren Osten, also jetzt gerade in dieser Region, keine Christen mehr geben.“

Nach Ansicht des Syrienexperten hätten sowohl die Kirche als auch vor allem die Internationale Gemeinschaft viel früher etwas tun müssen, um das Verbleiben der Christen im Nahen Osten zu unterstützen. Der einzig richtige Weg, so Schwaigert, wären Verhandlungen mit Assad gewesen als dies noch möglich gewesen sei:

„Sie haben seit 40 Jahren eine Diktatur, das ist also in den Personen drin. Ein Frieden ohne Assad wird nie und nimmer möglich sein, und das ist es auch, was ich an dem Verhalten Amerikas oder Deutschlands nicht verstehe, man verhandelt mit einer Splittergruppe innerhalb der syrischen Oppositionsbewegung. Man kann in einem solchen System nicht einfach sagen, diese Familie muss weg. Das geht im Orient nicht. Das ist in Irak nicht gegangen, und das wird auch in Syrien nicht gehen.“

Die Entführung der beiden orthodoxen Geistlichen aus Aleppo, von denen es auch nach einem Monat immer noch kein Lebenszeichen gibt, sieht Schwaigert als klare Botschaft an die verbliebenen Christen im Land.

Ich habe große Sorge um die beiden Bischöfe, denn die Zielrichtung ist ja nicht Lösegeld, das wären ja viele Millionen von Lira, sondern die Zielrichtung von den Entführern ist, dass den Gemeindemitgliedern der beiden Bischöfe gesagt wird: eure Bischöfe sind jetzt gefangen, ihr seid die Nächsten. Also geht, wenn ihr noch gehen könnt. Die Christen haben in Syrien nichts zu suchen. Die Brigaden betonen das auch immer wieder, an den Häuserwänden sind Aufschriften: ,geht, Syrien gehört nicht mehr euch, Syrien wird ein islamisches Land, ein islamistisches Land.’ Und so wird es auch sein.“

Mit Klick auf das Lautsprechersymbol hören Sie das gesamte Gespräch mit Wolfgang Schwaigert.

(rv 21.05.2013 cs)








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