2013-05-16 10:51:47

Kardinal Scola: „Religionsfreiheit garantieren, um Gemeinwohl zu schützen“


RealAudioMP3 Im Zeichen der Religionsfreiheit steht das aktuelle Treffen von Kardinal Angelo Scola und dem ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I. in diesen Tagen in Mailand. Der Besuch des Oberhauptes der Weltorthodoxie in der norditalienischen Stadt ist der Höherpunkt zum 1.700 Jahr-Jubiläum des „Mailänder Edikts“, das im Jahr 313 für das ganze Römische Reich die Religionsfreiheit festschrieb. An diesem Donnerstag, dem letzten Besuchstag von Bartholomaios, steht ein ökumenischer Gottesdienst auf dem Programm, bei dem der Mailänder Erzbischof Scola dem Gast aus Konstantinopel Reliquien des frühkirchlichen Heiligen und Kirchenvaters Ambrosius überreicht. Im Interview mit Radio Vatikan betont Kardinal Scola ein gemeinsames Anliegen der beiden Kirchenvertreter:

„Wir möchten zusammen darauf hinweisen, dass eine wahre und in allen Bereichen respektierte Religionsfreiheit den Christen erlaubt, ihren Beitrag für die Gesellschaft geben zu können. Zweitens ermöglicht dies auch die „nicht-konfessionelle“ Seite des Staates neu zu definieren – damit die Christen ein neues Verhältnis zur verfassungsgebenden Gewalt finden können, das frei von jeder Einmischung ist und zugleich konstruktiv für das Wohl aller.“

Die Laizität des Staates werde bisweilen missverstanden, sagt Scola. Man habe Angst, „dass das religiöse Angebot die Rechte des Anderen in irgendeiner Weise beschneidet“, so der Kardinal, der einen Seitenblick auf das streng laizistische Frankreich wirft. Im Verständnis des Christentums sei Religiöses jedoch nicht vom Gesellschaftlichen zu trennen, so Kardinal Scola weiter. Jesus begleite die Menschen schließlich in allen Lebensbereichen. Dieser Ganzheitlichkeit müsse der Staat Rechnung tragen, so der Kardinal:

„Es ist unvermeidbar, dass aus Sicht des Glaubens eine besondere, andere Einstellung zur Sexualität entspringt, das gilt auch gegenüber der Ehe, der Familie sowie dem Empfängnis des Lebens bis zu dessen natürlichem Tod, ebenso gründet eine Auffassung von Gerechtigkeit, auf Solidarität, Subsidiarität und Teilen. Eine gute Regierung müsste die Zivilgesellschaft fördern und darf sie nicht lenken, sie muss sie (lediglich, Anm. d. Red.) regieren: diesen beständigen Austausch fördern, diese beständige Erzählung, um dann auf Gesetzesebene Orientierung darüber zu schaffen, was das Volk zeigt.“

Mit anderen Worten: Es braucht Gesetze, die aus dem Leben der Zivilkultur entstehen und nicht solche, die aufoktroyiert werden – so könnte man Scola hier übersetzen.

Studienseminar in Istanbul zur Religionsfreiheit
Übrigens: Zum Thema Religionsfreiheit in Europa halten das Ökumenische Patriarchat von Konstantinopel und der Rat der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE) ab kommenden Freitag ein gemeinsames Studienseminar in Istanbul ab. Es findet im Rahmen der Feierlichkeiten zum „Mailänder Edikt“ statt und findet auf Einladung von Bartholomaios statt.

(rv 16.05.2013 pr)







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