Weil sie in eine Produktionsanlage für Kernwaffen eingedrungen ist, steht eine 83-jährige
katholische Ordensfrau vor einem US-Bundesgericht. Die als Anti-Atom-Aktivistin bekannte
Megan Rice hatte gemeinsam mit einem 57- und einem 63-jährigen Begleiter im Juli 2012
mehrere Sperren der staatlichen Uran-Anreicherungsanlage Y-12 in Oak Ridge, Tennessee,
überwunden und Parolen auf ein Uran-Lager gesprüht. Das Trio muss sich seit Dienstag
wegen Sachbeschädigung und unbefugten Zutritts in eine nationale Sicherheitszone verantworten.
Bei einem Schuldspruch allein im letzten Punkt drohen Rice und ihren Mitstreitern
20 Jahre Haft, wie der US-Sender CNN am Dienstag meldete. Laut dem Bericht waren die
betagte Ordensfrau und die beiden Männer mit Taschenlampen und Bolzenschneidern in
die Anlage eingebrochen, die als bestgesicherte Produktions- und Lagerstätte für Uran
in den USA gilt. Auf dem Weg zum Zentrum des Sicherheitskomplexes durchtrennten sie
demnach vier Zäune, legten eine Meile zu Fuß zurück und hielten sich mehrere Stunden
auf dem Gelände auf, bis sie bei einem Uran-Lager von einer Wache aufgegriffen wurden.
Die
aus Manhattan stammende Rice trat mit 18 Jahren in den Orden der „Schwestern vom Heiligen
Kinde Jesu“ ein. Nach einem Biologiestudium unterrichtete sie als Lehrerin von 1962
bis 2004 in Nigeria und Ghana. Seit den 80er Jahren engagierte sie sich in der Friedensbewegung.
Bei Protestaktionen wurde sie Dutzende Male festgenommen; zweimal erhielt sie eine
sechsmonatige Haftstrafe.