Merkel und Steinbrück auf Evangelischem Kirchentag
Die beiden Kanzlerkandidaten der kommenden Bundestagswahl sind am Freitag beim Evangelischen
Kirchentag in Hamburg aufgetreten. Unabhängig voneinander nahmen Bundeskanzlerin Angela
Merkel von der CDU und SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück Stellung zur internationalen
Verantwortung Deutschlands, was unter anderem Thema am Tag der Veranstaltung war.
Merkel trat für eine wirksamere Entwicklungshilfe ein und unterstrich, dass Deutschland
bei der Energiewende eine internationale Vorbildrolle habe. Steinbrück forderte eine
stärkere Regulierung der Banken und eine intensivere Bankenaufsicht. „Die Staaten
dürfen nicht mehr erpressbar sein durch große Banken“, so Steinbrück.
Auch
andere Spitzenpolitiker wie Verteidigungsminister Thomas de Maiziere (CDU) und der
Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, Frank-Walter Steinmeier, beteiligten sich
an den Debatten. Steinmeier wies den Vorwurf zurück, Politiker würden den Kirchentag
nur aus wahltaktischen Gründen besuchen. Im Gegenteil sei es gerade angemessen, wenn
sich Politiker nicht „vor den eher unbequemen Debatten auf Kirchentagen drücken“,
so der Oppositionsführer gegenüber dem „Hamburger Abendblatt“ (Samstag). Hier würden
Politiker nicht nur bejubelt, sondern „vor allem in die Mangel genommen“.
Nach
Einschätzung des Präsidenten des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Alois
Glück, hatte bisher noch kein Evangelischer Kirchentag eine so starke ökumenische
Prägung wie in diesem Jahr. Er wertet die 8,7 Prozent an Katholiken unter den Dauerteilnehmern
als eine Frucht der beiden Ökumenischen Kirchentage 2003 in Berlin und 2010 in München.
Ein dritter Ökumenischer Kirchentag sei für 2019 geplant, so Glück gemeinsam mit dem
Kirchentagspräsidenten Gerhard Robbers. Im „Forum Ökumene“ des Kirchentags sprachen
sich die Teilnehmer für weitere Fortschritte in den zwischenkirchlichen Beziehungen
aus. Gleichzeitig warnten sie aber auch vor unrealistischen Forderungen, die zu neuen
Spaltungen statt zur Einheit führen könnten.