Ägypten: Angeklagte der Kirchenkrawalle vorläufig frei
Ein Disziplinargericht in Kairo hat die vorläufige Freilassung von zehn Angeklagten
angeordnet, die sich wegen der blutigen Krawalle bei der Markus-Kathedrale Anfang
April vor Gericht verantworten müssen. Das berichtete die ägyptische Zeitung „Ahram
Online“ am Montag. Bei der Trauerfeier für vier getötete Kopten aus der Provinz Kaljubija
am 7. April waren erneut Gewalttätigkeiten zwischen Christen und Muslimen ausgebrochen.
Dabei starben zwei Menschen, rund 90 wurden verletzt. Die Polizei nahm zahlreiche
Personen fest.
Der koptische Patriarch Tawadros II. hatte amtliche Darstellungen
der Ereignisse um den 7. April in einem Interview vergangene Woche als „einen Packen
Lügen“ bezeichnet. Die koptischen Christen erlebten eine Marginalisierung und gesellschaftliche
Isolation. Der Regierung von Staatspräsident Mohammed Mursi warf das Kirchenoberhaupt
vor, mit Fehlurteilen und Untätigkeit auf die Zusammenstöße reagiert zu haben. „Ich
hätte mehr Sicherheit für den Ort und die Menschen erwartet“, sagte der Patriarch.
Die
Ausschreitungen waren entflammt, nachdem am 5. April in Al-Khosous nördlich von Kairo
koptische Jugendliche angeblich ein Kreuz auf eine Moschee gemalt hatten. Insgesamt
acht Christen und Muslime starben laut ägyptischen Medien bei den folgenden Zusammenstößen.
Die koptischen Christen bilden die größte religiöse Minderheit im mehrheitlich muslimischen
Ägypten. Ihr Anteil unter den 80 Millionen Bürgern wird mit fünf bis zwölf Millionen
angegeben.