2013-04-29 14:37:58

Afrika: Bildung aus dem Radio


RealAudioMP3 80 Prozent der Kinder in Sambia lernen weder lesen noch schreiben. Der Grund: Der Weg bis zur nächsten Schule ist weit, bis zu 50 Kilometer müssten die Schüler am Tag zurücklegen. Weil nicht nur Schulen, sondern auch ausgebildete Lehrer Mangelware sind, haben die Jesuiten sich eine Idee aus Lateinamerika zu eigen gemacht: Radioschulen. Klaus Väthröder, der Leiter der Jesuitenmission in Nürnberg, erklärt im Münchner Kirchenradio, dass die ‚normalen’ Schulen nicht nur weit entfernt sind, sondern es auch noch weitere Probleme gibt:

„In den Schulen ist die Qualität der Lehre sehr schlecht. Die Lehrer kommen oft tageweise nicht, oder wenn sie eine Beerdigung haben – was in Sambia mit seiner hohen AIDS-Rate sehr oft der Fall ist– dann kommen sie sogar manchmal zwei Wochen lang nicht. Sie sind wirklich wenig motiviert. Das Gehalt eines Lehrers ist sehr gering. Die schulischen Leistungen dieser Radioschulen sind im Vergleich zu den anderen Schulen besser, auch anerkannt vom Ministerium. Also nehme ich an, dass die Schüler dort motivierter sind, sie lernen und machen auch ganz gute Abschlüsse.“

Begonnen haben die Jesuiten vor 13 Jahren mit drei Radioschulen, mittlerweile sind es 17. Fast 1700 Kinder von der ersten bis zur siebten Klasse bekommen via Radio eine Grundausbildung in Lesen, Schreiben und Rechnen. Außerdem werden sie in die Grundregeln von Landwirtschaft und Viehzucht eingewiesen. Die Schüler treffen sich unter einem Baum oder in einer einfachen Hütte; die Stimme des Lehrers kommt während der 40-minütigen Schulstunde durch ein kleines Radiogerät. Jede Radioschule hat auch einen Hilfslehrer – meist die einzige Person im Dorf, die zumindest etwas lesen oder schreiben kann. Nach der Radioschulstunde beantworten diese Lehrer Fragen der Kinder, sie wiederholen und üben mit ihnen.

„Es ist ein großer Schritt insbesondere für die Kinder, die dort hingehen, die zum ersten Mal Schule erleben und etwas für ihr Leben lernen. Das ist schon eine tolle Sache. Es ist sicher ausbaufähig und man kann da noch einiges tun, aber es ist ein guter Anfang.“

Radio Chikuni heißt der Sender der Jesuiten, er bringt den Unterricht in die Dörfer und ist nach Angaben des Ordens das einzige Informationsmittel und Bildungsmedium in der Region. Schon 1905 gründeten die Jesuiten in Chikuni, abseits der großen Verbindungsstraße von Lusaka nach Livingstone, eine Missionsstation. Heute ist diese Station im Umkreis von mindestens 60 Kilometern allen bekannt, denn das entspricht in etwa der Reichweite von Radio Chikuni. Trotzdem gebe es noch viel zu tun, so der Leiter der Jesuitenmission in Nürnberg:

„Ich würde sagen, Radio Chikuni steckt noch in den Anfängen – jedenfalls im Vergleich zu den Radioschulen in Lateinamerika, die es schon seit 50 Jahren gibt und die wirklich schon sehr professionell sind. Ich denke, so ein Projekt muss man unterstützen, weil es eben auch eine Vorbildfunktion bekommen kann, auch für andere Gebiete in Sambia. Wir haben auch schon Anfragen erhalten, die Radioschule auszuweiten, aber mal sehen, was die Zukunft noch bringen wird.“

(muenchner kirchenradio/jesuitenmission 29.04.2013 sta)








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