D: Wiederverheiratet Geschiedene sind weiter Thema
Wie sich die Rolle
der Frau in der Kirche stärken lässt und wie die katholische Kirche wiederverheiratet
Geschiedenen begegnen kann – das sind einige der Themen, die aktuell in Freiburg diskutiert
werden. Vom 25. bis zum 28. April treffen sich dort rund 100 Frauen und 200 Männer
zur ersten Diözesanversammlung seit mehr als 20 Jahren. Der Erzbischof von Freiburg,
Robert Zollitsch, sagte zu Beginn des Treffens am Donnerstag, die Diözesanversammlung
sei eine wichtige Etappe auf dem gemeinsamen Weg und eine Zeit der Vergewisserung
und Orientierung für die Zukunft. Im Gespräch mit dem Erzbistum Freiburg erklärte
der Erzbischof, welche Fragen dabei im Zentrum stehen:
„Was heißt das heute,
an das Evangelium zu glauben, heute tatsächlich Gott zu verehren und damit tatsächlich
für die Menschen da zu sein? Wir haben ja die große Aufgabe, diese Gesellschaft christlich
zu gestalten, dass es wirklich eine Kultur wird, die von der Liebe ausgeht. Dann werden
wir auch die einzelnen Fragen näher angehen, etwa die Frage, wie wir die Position
der Frau in der Kirche verstärken können, wie wir näher bei den Menschen sein können
und wie wir entsprechend Gottesdienst feiern, dass dieser die Menschen noch stärker
anspricht als bisher, und wie wir uns immer mehr neu auf die Mitte, auf Jesus Christus,
besinnen.“
Diskutiert werden soll auch der Umgang der katholischen Kirche
mit Katholiken, die zum zweiten Mal verheiratetet sind. Bislang sind wiederverheiratet
Geschiedene von Teilen des kirchlichen Lebens ausgeschlossen, zum Beispiel vom Empfang
der Kommunion. Dazu Zollitsch:
„Wir werden ganz klar und müssen auch daran
festhalten, dass die Ehe unauflöslich ist und dass die Ehe ein Sakrament ist. Zugleich
sehen wir, dass viele Menschen scheitern und wieder neu anfangen und dass das Eingehen
einer neuen Verpflichtung auch nicht Nichts ist. Jetzt wollen wir schauen, wie wir
über diese Menschen sprechen, wie wir ihnen zeigen, dass sie – wie Papst Benedikt
sagte – voll und ganz zur Kirche gehören. Dann wollen wir auch sehen, wie der Dienst
in den Pfarrgemeinderäten, wie ehrenamtliche Tätigkeiten sind. Dann auch die Frage:
wo ist die Situation gegeben, dass wir neu überlegen, wie dann auch der Zugang zum
Empfang der Sakramente ist. Das ist keine Entscheidung, die wir treffen können, sondern
das ist auch eine Frage, mit der sich die Bischofskonferenz befasst. Und es ist auch
eine Frage, mit der wir auch mit dem Zentrum der Weltkirche, mit Rom, im Gespräch
sind.“
Was den Ruf nach Veränderungen anbelangt, gab Zollitsch zu bedenken,
dass es meistens darum gehe, dass sich Andere zu verändern haben. Veränderung beginne
aber zuerst bei einem selbst. Wichtig sei ihm auch, gemeinsam zu Entscheidungen zu
kommen:
„Und ich hoffe, dass das auch in Deutschland insofern ein bisschen
positiv gesehen wird: dieses Miteinander, das ist wichtig, dass möglichst viele einbezogen
sind. Denn nur wenn wir die Menschen von dem Weg, den wir gehen, auch überzeugen,
dann gehen sie auch wirklich mit. Ich kann nicht einfach nur dekretieren und anordnen
wollen, sondern ich muss Menschen gewinnen. Die Menschen zu überzeugen, das geht nur,
wenn wir es miteinander machen.“ Erzbischof Zollitsch sieht nach eigenen Worten
vier Herausforderungen, denen die Kirche in besonderer Weise ausgesetzt sei: übertriebener
Aktionismus oder eine eingefahrene Routine, eine Art Überheblichkeit, die meint, keinerlei
kritischer Überprüfung des eigenen Tuns mehr zu bedürfen und schließlich eine Müdigkeit,
die die Folge von Schwierigkeiten oder Enttäuschungen ist. Zollitsch ist jedoch zuversichtlich,
dass sich diese Probleme gemeinsam lösen lassen: „Wir sind zusammen wirklich
als eine Gemeinschaft, als Kirche, und sind zusammen als Menschen, die gemeinsam beten,
die aufeinander und auf Gott hören. Und das ist doch etwas Entscheidendes. Das habe
ich gespürt, da ist eine hoffnungsvolle Aufbruchsstimmung. Und die macht mir Mut.“
Aus
der viertätigen Diözesanversammlung in Freiburg sollen im Anschluss „Handlungsempfehlungen“
für den Erzbischof hervorgehen, die Zollitsch dann prüfen und – wo dies möglich ist
– umsetzen will.